Die Kunst des Pausemachens: Wie wir Mikro-Auszeiten in unseren Alltag integrieren
01.08.2024 | Gina Schöler | Lesezeit 5 Minuten
Das Wichtigste in Kürze
Ich liebe es, voller Ideen und Tatendrang als Glücksministerin zu arbeiten, doch Pausen im Alltag sind entscheidend, um Stress abzubauen und produktiv zu bleiben. Auch kurze Mikro-Auszeiten von 2 bis 5 Minuten mehrmals täglich können das Wohlbefinden deutlich steigern. Selbst kleine Pausen helfen, sich zu entspannen und als gutes Vorbild für andere zu dienen, besonders in hektischen Zeiten.
Ich bin ein riesiger Hummel-Fan. Nicht nur, dass sie so herrlich „gemütlich“ erscheinen, auch der (mittlerweile widerlegte) Mythos, dass sie theoretisch gar nicht fliegen könnten, es aber trotzdem tun, finde ich einfach einen genialen Gedanken. Außerdem gebe ich es gerne zu: Ja, ich habe „Hummeln im Hintern“:
Ich sprudel vor Ideen, liebe es, Theorien nicht zu lange im Kessel zu lassen, sondern sie in die Praxis umsetzen, einfach mal zu machen, auszuprobieren und zu schauen, wohin der Weg führt. Als Glücksministerin rege ich mit Aktionen, Anstiftungen und persönlichen Aha-Momenten dazu an, selbst den Löffel zu schwingen und sich als Chefkoch oder -köchin das eigene Glücksrezept zu kreieren. Durch die Kunst der Kommunikation und Kreativität zeige ich auf, wie jeder zum und zur Gestalter:in des Glücks werden und dieses weitergeben kann. Dieser Job erfüllt mich, ich liebe ihn und bin seit zwölf Jahren im Dauer-Flow.
Das ist ein unglaublich schönes Gefühl! Aber ich merke auf der anderen Seite auch immer wieder, dass es trotz – oder gerade wegen dieser erfüllten Berufung – unglaublich wichtig ist, Pausen im Alltag einzulegen.
Auch mich überrollt der Alltag manchmal mit Verantwortungen, Aufgaben und To Dos. Nicht zuletzt, seitdem ich zweifache Mama bin und unfassbar schnell zwischen den unterschiedlichsten Rollen switchen muss. Zwischen Wickeltisch und Weltrettung ist es ganz schöner Hochleistungssport, die Ruhe zu bewahren! Das geht nur, wenn man das System regelmäßig bootet.
Das schaffe ich es ehrlich gesagt auch nicht immer. Das gehört zum Menschsein dazu. Der erste Schritt ist, alle Emotionen anzunehmen. Danach kann man sich fragen: "Was brauche ich eigentlich gerade?" und die Kunst ist, das ernst zu nehmen und dem nachzugehen. Das tut nicht nur gut, sondern hat auch eine positive Wirkung auf das vegetative Nervensystem, indem es uns vom Stress- in einen Entspannungszustand versetzt. Solche Pausen sollten wir uns mehrmals am Tag gönnen. Und somit sogar ein richtig gutes Vorbild für andere sein – seien es Kolleg:innen, Mitarbeitende, Kund:innen oder sogar oder erst recht für die eigenen Kinder.
Vor lauter Gas die Bremse nicht vergessen
Gerade, wenn wir voller Tatendrang stecken, haben wir häufig das Gefühl, alles auf einmal bewältigen zu wollen. Wir kennen dann keine Grenzen mehr, wollen der Welt zeigen, dass wir alles auf die Kette kriegen.
Gerade, wenn wir lieben, was wir tun, unser Enthusiasmus keine Grenzen kennt, wir Vollgas geben und uns auf der Überholspur befinden, dürfen oder müssen wir sogar manchmal einen Gang herunterschalten oder uns selbst ausbremsen.
“Für etwas brennen, ohne zu verbrennen!” lautet die Devise. Was hilft dabei, wenn wir uns mal wieder mit zu vielen Dingen auf einmal beschäftigen, auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen wollen und mit durchgedrücktem Gaspedal den Highway entlang rasen? Blinker setzen, auf die Bremse treten und rechts ranfahren. Sonst gibt es mentalen Muskelkater oder gar eine Massenkarambolage!
Durchatmen statt Durchpowern
Es braucht nicht immer eine Weltreise, ein Sabbatical oder der Besuch eines Schweigeklosters und genau das macht es umso interessanter – denn kleine Auszeiten im Alltag kann jede:r ins eigene Leben integrieren.
Durch kleine Regenerationsphasen im Alltag können wir schon viel bewirken. Aber was können wir konkret tun, um mal kurz abzuschalten?
Ich versuche Pausen nicht nur als Belohnung zu sehen. Ohne diese kommt es zu chronischem Stress und körperlichen Folgen. Man braucht auch gar nicht viel Zeit für eine kleine Auszeit, und letztendlich sind sie sogar doppelt nützlich, weil man in der verbleibenden Zeit viel produktiver ist.
Laut Experten reichen bereits 2 bis 5 Minuten, um unser Wohlbefinden zu steigern und einen Erholungseffekt zu generieren. Daher sind auch mehrere kleine Pausen effektiver als eine große; man arbeitet produktiver und kann auch abends besser abschalten. Kleine Pausen im Alltag machen demnach schon einen enormen Unterschied. Und Hand aufs Herz: Ein paar Minütchen können wir uns doch alle zwischendurch gönnen, oder?
Rein in die Minipause und ab in die Entspannung!
Ich stelle mir zum Beispiel alle drei bis vier Stunden einen Wecker, um für etwa 15 Minuten etwas ganz anderes zu tun – Handy aus, raus an die frische Luft, was mit den Händen machen, Nickerchen, Hund streicheln, Tagträumen oder ich mache es wie meine kleine Tochter: Wo sie geht und steht, legt sie sich manchmal einfach auf den Bogen, alle Viere von sich, den Blick in den Himmel oder an die Decke, manchmal schließt sie die Augen oder kuschelt sich auch in ein Kissen. Nicht selten stehe ich gestresst nebendran, möchte weitermachen oder -gehen und ertappe mich dabei, genervt zu sein, nur für einen Mini-Moment, dann wandelt es sich in Begeisterung, Stolz und ein bisschen Wehmut, dass mir genau das immer noch schwerfällt.
Wir dürfen uns immer wieder daran erinnern, wie wichtig kleine Verschnaufpausen sind. Wir merken, wie es uns besser geht, wir entspannter und glücklicher sind, wenn wir kurz innehalten, lockerlassen und danach wieder loslegen. Daher ermutige ich dazu, einfach einmal etwas Neues auszuprobieren, zu entdecken, welche Strategien euch daran erinnern, immer wieder kleine Auszeiten einzulegen und zu staunen, welche große Wirkung diese kleinen, wunderbaren Alltagsauszeiten haben können. Schafft euch visuelle Anker, die euch immer wieder aus dem höllischen Hamsterrad reißen und euch spielerisch ermahnen, langsamer zu machen und innezuhalten.
Und wisst ihr, was ironisch ist? Ich tippe diesen Artikel zu Ende um kurz vor 21:00 Uhr, nach einem vollen Workshoptag und nachdem ich bei der Einschlafbegleitung beider Kids fast mit eingeschlafen wäre. Aber hey, auf meine Art habe ich schon ein paar Päuschen heute eingelegt: Ich habe genüsslich ein Eis gegessen, habe bei der Autofahrt meine Lieblingsmusik gehört und laut mitgesungen und habe mich im Garten auf der Weise mit meiner einjährigen Tochter spontan in die Horizontale begeben. Zugegeben: Eine echt interessante Perspektive – und nächstes Mal halte ich dabei nach Hummeln Ausschau.