So setzen Arbeitgeber internen Content für erfolgreicheres Recruiting ein
Marcus Merheim | 26.09.2024 | 5 Minuten Lesezeit
Das Wichtigste in Kürze
Unternehmen nutzen zunehmend ihre Mitarbeitenden als Corporate Influencer, um durch authentische Einblicke in den Arbeitsalltag und die Unternehmenskultur potenzielle Bewerber anzusprechen und das Employer Branding zu stärken. Dies erhöht die Reichweite, senkt Recruiting-Kosten und fördert gleichzeitig die Mitarbeiterbindung, während glaubwürdige Inhalte das Recruiting langfristig erfolgreicher machen.
Der Wettbewerb um qualifizierte Fach- und Arbeitskräfte wird für Unternehmen immer härter. Laut ifo Konjunkturumfrage aus März 2024 leiden 36,3 % der Unternehmen in Deutschland unter Engpässen. In einigen Branchen betrifft der Fachkräftemangel jedes zweite Unternehmen.
Um in diesem Wettbewerb zu bestehen, müssen Unternehmen umdenken und neue Wege im Recruiting gehen. Ein vielversprechender Ansatz dafür ist der Einsatz eigener Mitarbeitender als Markenbotschafter. Sie unterstützen mit Content von innen das Recruiting und machen Recruiter:innen das Leben leichter.
Arbeitgeber, die hier alles richtig machen, unterstützen mit dieser Art von Marketing das Recruiting.
5 gute Gründe, warum Corporate HR Influencer dem Recruiting das Leben leichter machen
Authentische Arbeitgebermarke
Corporate HR Influencer geben authentische und glaubwürdige Einblicke in den Arbeitsalltag und die Unternehmenskultur. Dies stärkt die Arbeitgebermarke und macht das Unternehmen für potenzielle Bewerber:innen attraktiver.
Erhöhte Reichweite
Die Mitarbeitenden als Markenbotschafter auf Social Media steigern die Reichweite und Sichtbarkeit von Stellenausschreibungen und Employer-Branding-Inhalten. Sie erzielen damit im besten Fall stärkere Ergebnisse als rein unternehmenseigene Kanäle.
Gezieltere Ansprache von Talenten
Corporate Influencer begeistern dank ihrer Fachexpertise und Vernetzung gezielt potenzielle Talente. Sie sprechen Talente aus benötigten Fachbereichen und Communitys an und stellen einen direkten Kontakt zu ihnen her. Das wirkt sich positiv auf den weiteren Bewerbungsprozess aus.
Kostengünstige Personalgewinnung
Im Vergleich zu klassischen Recruiting-Maßnahmen wie Stellenanzeigen ist Corporate Influencing eine verhältnismäßig kostengünstige Maßnahme. Ein zusätzlicher Booster über Paid-Ads ist natürlich ebenfalls jederzeit möglich.
Mitarbeiterbindung
Mitarbeitende, die als Corporate Influencer aktiv sind, identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen. Das fördert die Mitarbeiterbindung und -motivation, während es gleichzeitig die Fluktuation reduziert.
Mitarbeitende als glaubwürdige Fürsprecher
Wer könnte besser und glaubwürdiger über einen Arbeitgeber berichten als die Mitarbeitenden selbst? Sie kennen die Unternehmenskultur, die Benefits und den Arbeitsalltag aus erster Hand. Durch ihren authentischen Blick hinter die Kulissen können sie potenziellen Bewerber:innen wertvolle Einblicke geben und Vertrauen schaffen. Zumeist kommen für die Kommunikation von innen nach außen die üblichen Social-Media-Kanäle zum Einsatz. Je nach Wahl nutzen die Botschafter:innen vorhandene Unternehmensaccounts. Oder aber – wenn beide Seiten sich über die Vor- und Nachteile bewusst sind – über private Accounts. Ein Vorteil privater Accounts liegt darin, dass Mitarbeitende über ihre eigenen Accounts oft andere Zielgruppen erreichen als offizielle Unternehmenskanäle. Das sollte jedoch nicht über potenzielle Nachteile hinwegtäuschen. Unternehmen sollten sich zuvor absichern, dass ihnen folgende Aspekte nicht auf die Füße fallen:
- Haftungsrisiken
- Kennzeichnungspflicht / Schleichwerbung
- Vermischung von Privatem und Beruflichem
- Mögliche Sperrung privater Accounts bei überwiegender geschäftlicher Nutzung
- Mitarbeitende, die das Unternehmen wechseln
Content-Formate und Plattformen
Wichtig ist, dass Mitarbeitende die Werte des Unternehmens teilen und mit Überzeugung nach außen tragen. Dann werden sie zu den besten Markenbotschafter:innen, die ein Arbeitgeber sich wünschen kann.Im Folgenden eine Auswahl an Möglichkeiten, mit welchen Formaten oder Kanälen, Mitarbeitende etwas zur Arbeitgeberidentität beitragen könnten:
- Blogbeiträge im Corporate-Blog
- Podcasts mit Interviews oder Expertenrunden
- Videoinhalte wie Tutorials, Produktvorstellungen, Mitarbeiterporträts
- Vorträge und Präsentationen auf Messen, Konferenzen, Events
- Webinare und Online-Seminare
- LinkedIn Posts und Artikel zu Unternehmensthemen, Projekten, Produkten etc.
- Instagram Posts und Storys mit Einblicken in den Arbeitsalltag
Die Aufzählung der Social-Media-Kanäle erfolgt bewusst zuletzt. Denn zumeist hat dieser Content eine recht kurze Lebensdauer, wenn er nicht recycelt werden kann. So schön und hilfreich Reichweite auf Social Media auch sein mag: Der liebevoll erstellte Content rutscht dort im Stream ebenso schnell nach unten, wie er gepostet ist. Insofern ist es sowohl für die Innen- als auch Außenkommunikation entscheidend, über feste Anlaufstellen zu verfügen. Sei es eigenes Content Hub wie die Website, das Corporate Blog oder den Firmen-Podcast. Bauen Arbeitgeber diese Infrastruktur langfristig auf, können sie die Früchte dieser Arbeit auch langfristig ernten.
Content-Formate, die Kandidaten überzeugen
Neben dem Wer ist auch das Wie entscheidend, um Kandidat:innen mit Recruiting-relevantem-Content zu erreichen und zu begeistern. Hier setzt modernes Personalmarketing auf kreative Formate, die Mehrwert bieten und Geschichten erzählen. Statt klassischer Stellenanzeigen setzen Unternehmen auf emotionale Formate, in denen Mitarbeitende ihren Job vorstellen. Oder Erklärfilme mit echten Einblicken in Projekte und Aufgaben.Besonders beliebt sind Formate, die Kandidat:innen aktiv einbinden und zum Mitmachen animieren. Ein Klassiker in diesem Bereich ist beispielsweise der Instagram-Takeover. Hier übernehmen Mitarbeitende für einen Tag (oder einen anderweitig definierten Zeitrahmen) den Kanal ihres Arbeitgebers. Abgesehen von authentischen Berichten könnten sie beispielsweise eine Challenge ankündigen, an der Bewerber:innen sich beteiligen. Durch den interaktiven Ansatz fühlen sich Kandidat:innen ernst genommen. Und sie erhalten die Möglichkeit, schon vor der Bewerbung in direkten Kontakt mit dem Unternehmen treten.
Erfolgsfaktoren für Mitarbeiter-generierten Recruiting-Content
Um die volle Wirkung von Recruiting-unterstützenden Inhalten durch Mitarbeitende zu erreichen, gilt es einige Faktoren zu beachten. An erster Stelle steht die genaue Kenntnis der Zielgruppe. Nur wer weiß, welche Themen und Formate die Wunschkandidat:innen ansprechen, kann passenden Content entwickeln. Ebenso wichtig sind Relevanz und Mehrwert der Inhalte. Sie sollten einen konkreten Nutzen für die Zielgruppe bieten. Sei es durch Informationen zum Bewerbungsprozess oder Einblicke in Einstiegsmöglichkeiten und Entwicklungschancen. Es gibt diesbezüglich unzählige Möglichkeiten, die höchstens durch die eigene Kreativität begrenzt sind.
Storytelling ist King
Der Content sollte zudem Geschichten erzählen, die berühren und begeistern. Mitarbeitende können hier als Protagonisten agieren, die von ihrem persönlichen Werdegang oder spannenden Projekten berichten. Entscheidend ist dabei, dass die Inhalte stets authentisch sind und ein realistisches Bild vom Arbeitgeber zeichnen. Hochglanzbroschüren und geschönte Werbeversprechen überzeugen heute niemanden mehr. Gefragt sind stattdessen ehrliche Einblicke, die auch Ecken und Kanten zeigen.
Nicht zuletzt kommt es auf die richtige Mischung aus Information und Unterhaltung an. Content darf, ja soll sogar Spaß machen und sich vom üblichen Einheitsbrei abheben. Bedeutsam für den dauerhaften Erfolg ist Kontinuität: Einzelne Leuchtturm-Projekte reichen nicht aus, für die Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeber. Stattdessen müssen Unternehmen dauerhaft und regelmäßig relevanten Content veröffentlichen und mit ihrer Zielgruppe im Dialog bleiben.
Fazit
Mitarbeitende sind die besten Markenbotschafter und Fürsprecher, die sich Arbeitgeber für ihr Recruiting wünschen können. Durch authentischen, mitarbeitergenerierten Content können Unternehmen potenzielle Bewerber gezielt ansprechen und überzeugen. Entscheidend ist die Auswahl der richtigen Formate und Inhalte für die Zielgruppe. Außerdem eine ausgewogene Mischung aus Information und Unterhaltung sowie Kontinuität und Dialog.
Wer seine Mitarbeitenden aktiv ins Employer Branding und Recruiting einbindet und nötigen Freiraum gibt, punktet mit Authentizität und Glaubwürdigkeit. Letztlich profitieren Employer Branding und Recruiting davon gleichermaßen. Das Unternehmen als Ganzes profitiert wiederum durch motivierte Mitarbeitende sowie durch talentierte Neuzugänge. Diese passen dann bestenfalls perfekt ins Team.