BGM-Lockdown: Was tun mit dem BGM in Krisenzeiten

27.04.2020 | Benjamin Klenke

Grafik zum Beitrag von Moove
Quelle: Moove

Was soll ich als Gesundheitsmanager jetzt tun bzw. lassen?

Durch Covid-19 werden Gesundheitsmanager derzeit vor neue Herausforderungen gestellt, die es so bisher noch nie gegeben hat. Dabei spielen branchen- bzw. unternehmensspezifische Fragestellungen eine bedeutsame Rolle. So stehen Gesundheitsmanager in Krankenhäusern vor anderen Herausforderungen als die der Produktionsunternehmen. Während sich in letzterem Fall Mitarbeiter z.B. bereits großflächig in Kurzarbeit befinden und teilweise nur sehr schwer erreicht werden können, befinden sich Mitarbeiter in Krankenhäusern in einer anderen starken psychischen Anspannungs- bzw. Auslastungssituation.

Was tun? Das ist wohl eine der zentralen Fragen, die sich viele in diesen Tagen vermehrt stellen.

Wir konnten durch die Zusammenarbeit und gezielten Austausch mit zahlreichen Gesundheitsmanagern Einblicke in die unterschiedliche Beantwortung dieser Frage ermöglichen. In Zeiten wie den Aktuellen, ist es von zentraler Bedeutung, Wissen zu teilen und gemeinsam Lösungen zu finden, die wirklich helfen. Dieser Artikel soll im Folgenden die Erkenntnisse zusammenfassen und eine Hilfestellung, wie das Gesundheitsmanagement für Unternehmen in der Corona-Krise sinnvoll und zielführend eingesetzt werden kann, geben.

Apathie – Gefühlte Machtlosigkeit aufgrund von BGM-Lockdown

Bevor konkrete Lösungen, die durch Gesundheitsmanager erarbeitet wurden, thematisiert werden, soll zunächst auf typische „Fallstricke“ eingegangen werden, von denen in den letzten Wochen berichtet wurde. Eine häufig vorkommende Herausforderung besteht darin, dass gerade jetzt in der Krise das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) temporär komplett gestoppt wurde.

Das mag auf den ersten Blick vielleicht seltsam wirken, da die Kernaufgabe des BGM - das Aufrechterhalten der Mitarbeitergesundheit - gerade in Zeiten von Corona stärker gefragt sein sollte als je zuvor. Die Gründe hierfür sind vielfältig und variieren von Unternehmen zu Unternehmen.

Neben vermeintlichen Hürden, wie mangelnder technischer Möglichkeiten oder eingeschränkter Arbeitssituationen z.B. durch Kurzarbeit und schwer zu erreichenden Mitarbeitern, spielen auch politische Überlegungen eine zentrale Rolle. Es wird von mehreren Fällen berichtet, bei denen das Unternehmen nicht das falsche politische Signal setzen wollte - durch eine „Belastung“ der Mitarbeiter mit Themen der Gesundheitsförderung.

Die Argumentationen hierzu sind vielfältig. Teilweise sei eine Budgetrechtfertigung anzunehmen und Erklärungsleistungen erforderlich, warum Investitionen in Zeiten von Kurzarbeit überhaupt getätigt werden. Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass es sich hierbei um die Verstärkung einer Grundherausforderung handelt, mit welcher sich die BGM-Branche nach wie vor beschäftigen muss: Die Priorisierung und Stellung des BGM im Unternehmen.

Für jeden von uns ist es mehr als logisch, dass jedes Unternehmen in den aktuellen Zeiten möglichst viele Einsparungen erzielen möchte bzw. Investitionen verschoben werden müssen, wenn diese keinen direkten Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben. Wenn die Priorisierung des BGM aus Unternehmenssicht gering ist und zusätzlich vermeintlich große Herausforderungen bei der Umsetzung bzw. Weiterführung des BGM entstehen würden, liegt die erste Handlung eines Stopps sehr nahe.

Zu Bedenken gilt jedoch, dass sich hieraus zwei gravierende Probleme ergeben.

Zum einen ist es fraglich, ob genau ein solch beschriebenes Unternehmen das BGM zeitnah wieder hochfährt, wenn die Hochphase der Krise überwunden ist. Naheliegend wäre natürlich, dass zunächst die wirtschaftlichen Folgen der Krise aufgenommen und bearbeitet werden. Steht in dieser Zeit wirklich der Wiederaufbau des BGM im Vordergrund?!

Zum anderen haben BGM-Aktivitäten bekanntermaßen einen signifikant positiven Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Somit liegt auch die Vermutung nahe, dass die Herausforderungen innerhalb der Mitarbeitermotivation und Produktivität die wirtschaftlichen Herausforderungen weiterhin forcieren werden, wenn alle BGM-Aktivitäten in einer Hauruck-Aktion aufgelöst werden.

Um diese Probleme zu umgehen, sollten Gesundheitsmanager daher folgende Leitgedanken verfolgen:

#1 Stelle klar, inwiefern du ein Teil des Unternehmenserfolgs in der aktuellen Situation bist und unterlege dies mit Fakten!
#2 Passe deine Lösungen an die gegebenen Umstände dynamisch an und finde einfache Lösungen.

Wie die Umsetzung dieser Leitgedanken aussehen kann, soll gleich noch genauer beschrieben werden. Doch zunächst soll noch auf ein weiteres aktuelles Phänomen hingewiesen werden, welches sich ebenfalls zu einer Herausforderung entwickeln kann.

Aktionismus – Hauptsache irgendwas Digitales mit Gesundheit machen!

In den vergangenen Wochen ließ sich hinsichtlich der digitalen Bestandteile im Rahmen des BGM ein wichtiger Trend beobachten. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass viele Gesundheitsmanager aus Unternehmen aber auch Dienstleister in relativ kurzer Zeit ihre Maßnahmen digitalisiert und Mitarbeitern zu Verfügung gestellt haben.

Diese Entwicklung ist zunächst einmal als positiv zu bewerten, da das BGM auch in Zeiten von Corona handlungsfähig bleibt. Bei allen positiven Bewertungen sollte allerdings eines nicht vergessen werden: Lassen Sie diese Motivation nicht in Aktionismus umschlagen. Dies könnte mitunter ein Überangebot an digitalen Gesundheitsmaßnahmen zur Folge haben, die ohne einen relevanten Sinn auf dem Markt platziert werden.

BGM ist und bleibt erklärungs- und beratungsbedürftig, damit es individuell und zielgerichtet durchgeführt werden kann. Das gilt sowohl im Hinblick auf die Geschäftsleitungen, wie auch für den einzelnen Mitarbeitern. Diesen ist in den meisten Fällen zwar klar, dass gesundheitsförderliches Verhalten jetzt wichtig ist, sie durchdringen aber nicht, warum ihnen ein Pilates-Kurs in ihrer Situation weiterhilft.

Kurzfristige Erfahrungen zeigen, dass eben jener Aktionismus teilweise zu einer Verstärkung der ersten Problematik - meist verbunden mit einer eher moderaten bis schlechten Teilnehmerzahl - führt.

Gesundheitsmanager sollten sich daher gerade im Augenblick verstärkt bei allen ihren Angeboten und Maßnahmen die Frage des „Warum“ und des Sinnes stellen: „Warum ist das jetzt sinnvoll?“

Der Akuthelfer

Akuthelfer im BGM Lockdown
Quelle: Moove

Einige Gesundheitsmanager haben es geschafft, ihr Maßnahmenvolumen mit sehr positiver Resonanz den Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen.

Dabei wurden die entsprechenden Maßnahmen nach klarer Funktionalität bedarfsgerecht für die Mitarbeiter zusammengestellt. Bedarfsgerecht ist hierbei der Schlüsselbegriff. Wer derzeit die Entwicklung am Markt verfolgt, stößt sehr schnell auf entsprechende Buzzwords für solche Maßnahmenpakete.

Und natürlich heißen die Pakete auch in diesen Fällen das „Immunsystemstärkepaket“, „Fit bleiben im Homeoffice“ oder „Soforthilfe gesunde Arbeitsorganisation“. Aber dies ist nur der erste Schritt. Im nächsten Schritt wurden die entsprechenden Angebote eines Pakets aufeinander abgestimmt und teilweise aufbauend in eine Reihenfolge gebracht.

Ein Beispiel: Ein Angebot umfasst ein Webinar zum Aufbau einer gesunden Arbeitsorganisation im Homeoffice. Dadurch werden gesundheitsförderliche Verhältnisse geschaffen. Anschließend geht es an Hilfestellungen im Sinne eines gesundheitsgerechten Verhaltens in den Dimensionen Körper, Psyche und Sozialkontakte, jeweils mit entsprechenden digitalen Angeboten. Die Komponente „soziale Gesundheit“ schwamm dabei entsprechend allein durch die Tatsache mit, dass der gemeinsame zwischenmenschliche Austausch im Rahmen von Kursen ein Stück zur zwischenmenschlichen Vernetzung beiträgt. Und genau danach sehnen sich viele Menschen. Durch die Kombination dieser Bausteine werden somit aus verschiedenen Einzelmaßnahmen ein Lösungsansatz.

Der letzte Schritt ist dann der Abgleich mit den logistischen bzw. technischen Möglichkeiten. Dies stellt sich an einem Beispiel klar: Gesundheitsmanager stehen in systemrelevanten Branchen teilweise vor der Herausforderung, dass Mitarbeiter gar nicht die Möglichkeit haben an digitalen Kursen zu partizipieren. Dieses Problem wird gelöst, indem inhaltlich verstärkt auf digitale Knowledge Nuggets gesetzt wird und weniger auf Kurse, die in Präsenz zu absolvieren sind. Wichtig ist, dass genügend Content vorproduziert ist und entsprechend der skizzierten Pakete kommuniziert und zur Verfügung gestellt wird. Erste Feedbacks zeigen, dass durch die zielgerichtete und präzise Kommunikation des „Warum“ die Hilfestellungen überwiegend stark positiv angenommen wurden.

Die Kommunikatorin

Kommunikatorin im BGM Lockdown
Quelle: Moove

Neben dem Ansatz als Akuthelfer konkrete Hilfepakete zu erstellen, haben weitere Gesundheitsmanager auch einen Weg gefunden, ein zentraler Ansprechpartner für Gesundheitsfragen zu sein. Für Unternehmen, in denen das BGM in einer internen arbeitsmedizinischen Abteilung angesiedelt ist, liegt dies sowieso nah. Aber auch kleinere bzw. mittelständische Unternehmen können durch die Gesundheitsmanager wertvolle Hilfestellungen leisten. Insbesondere in den aktuellen Zeiten ist das Bedürfnis nach Hilfe bzw. Anlaufstellen zu unterschiedlichen Fragen der Gesundheit groß. Gesundheitsmanager sind in der Regel aufgrund ihrer täglichen Arbeit nicht selten gut vernetzt mit öffentlichen Institutionen und können als zentrale Anlauf- bzw. proaktive Informationsquelle eine wichtige Säule und Hilfestellung darstellen.

Dies setzt jedoch eine entsprechend transparente Kommunikation voraus. Teilweise bildet sich im Markt ab, dass Gesundheitsmanager direkte Beratungen in Form von Beratungsstunden anbieten und gleichzeitig Leitfäden zu den einzelnen Beratungsthemen veröffentlichten. Diese Kombination erfreut sich einer positiven Resonanz auf Seiten der Mitarbeiter.

Der Ermöglicher

Einen dritten Lösungsansatz - den dieser Artikel zentral beleuchten soll - haben einige Gesundheitsmanager gefunden, welcher am ehesten durch „Der Ermöglicher“ beschrieben werden kann.

Dabei spielt die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) eine zentrale Rolle.

Gemäß §20 des Sozialgesetzbuchs V unterstützen die GKV Unternehmen im Hinblick auf den Auf- und Ausbau eines BGM mit Wissen sowie (finanziellen) Ressourcen.

Dabei muss zugegeben werden, dass diese Zusammenarbeit in der Praxis nicht immer uneingeschränkt positiv ist, was aber durchaus primär auf Wahrnehmung basiert.

Auf Seiten der GKV erfolgen Beklagnisse, dass Unternehmen die GKV teilweise nicht als strategischen Partner, sondern vielmehr als „Geldgeber“ verstehen. Wohingegen die Unternehmen monieren, dass die GKV mitunter gar nicht an nachhaltigen effektiven Programmen interessiert sind, sondern eher vertriebliche Interessen verfolgen. Gerade in der Corona-Krise haben jedoch einige Unternehmen gezeigt, dass eine gute strategische Zusammenarbeit einzigartige Mehrwerte generieren kann. Das Dilemma vieler Unternehmen besteht im Augenblick, im Spagat zwischen Sparmaßnahmen und gesunden und motivierten Mitarbeitern.

Durch das Bündeln der zuvor genannten Lösungsansätze in Zusammenarbeit mit einem strategischen Krankenkassen-partner haben es Unternehmens-gesundheitsmanager ermöglicht, sinnvolle Hilfestellungen - für die es sogar finanzielle Unterstützung gibt - zu generieren.

Dies hat zum Vorteil, dass Gelder sinnvoll für das Unternehmen eingesetzt werden können, die ansonsten verpuffen würden. Wichtig hierbei ist jedoch zu beachten, dass in den genannten Fällen eben nicht der angesprochene Aktionismus aufgefallen ist bei dem die GKV nur als Geldgeber fungiert.

Fazit: Dranbleiben, kommunizieren und vernetzen

Die vorgestellten Beispiele haben gezeigt, dass es auch bzw. gerade in Zeiten von Corona wichtig ist, Gesundheitsmanagement weiterhin zu betreiben. Die vergangenen Wochen haben insbesondere aber gezeigt, dass eine Vernetzung und das Finden gemeinsamer Lösungen in der aktuellen Zeit elementar wichtig sind und zentrale Erfolgsfaktoren darstellen. Denn kein Unternehmen ist mit den Herausforderungen allein und vielleicht haben Sie bereits eine Lösung gefunden, die jemand anderes braucht oder umgekehrt.

Dieser Artikel soll nur eine erste Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse und ein grober Wegweiser sein. Mehr kann an dieser Stelle und in der aktuellen Situation nicht geleistet werden.

Gehen Sie ungezwungen in den Austausch – mit Unternehmen, mit Dienstleistern und mit jedem, der Ihnen ein Netzwerk anbietet. Teilen Sie ihr Wissen und finden Sie gemeinsam Lösungen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Interesse?

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