Frohes Schaffen: Glück als Grundbaustein für eine verantwortungsvolle und gesunde Unternehmenskultur

13.03.2020 | Gina Schöler

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Source: Redesign You

Glückskiller im Arbeitsumfeld: Wieso wir aktiv werden müssen!

Wenn wir uns anschauen, wodurch das heutige Arbeitsumfeld gekennzeichnet ist, dann stoßen wir vermehrt auf Begriffe wie Stress, Depression, Burnout, Mobbing und ähnliche. Diese Negativfaktoren sind absolute Glückskiller und führen dazu, dass Angestellte und Führungskräfte ohne Freude und Spaß bei der Arbeit sind. Der Gallup Engagement Index 2019 beispielsweise zeigt, dass jeder sechste Beschäftigte schon innerlich gekündigt hat und nicht gerne zur Arbeit geht. Insbesondere auch psychische Leiden haben in den letzten Jahren enorm zugenommen; so haben die Deutschen noch nie so viel wegen psychischen Krankheiten im Job gefehlt wie im Jahr 2019 (Gesundheitsreport 2020, TK). Mitarbeiter, die krankheitsbedingt ausfallen, verursachen enorme Kosten für Unternehmen, das ist klar – vom menschlichen Aspekt innerhalb des Teams ganz zu schweigen. Daher ist es enorm wichtig, präventiv zu handeln, ein kreatives und sozial nachhaltiges Gesundheitsmanagement aufzubauen und somit Glückskiller auf der Arbeit zu eliminieren und stattdessen Glück und Wohlbefinden als Grundbausteine für eine gesunde Unternehmenskultur zu legen.

Wohlbefinden als Employer Branding Strategie: Wieso Glück in die Arbeitswelt gehört.

Wir beschäftigen uns häufig damit, was uns in unserem (privaten) Leben glücklich macht: Wir gehen wandern, wenn wir gerne in der Natur sind, machen einen Tanzkurs, wenn wir gerne unter Menschen sind und uns bewegen möchten, besuchen Workshops zu Themen wie Achtsamkeit und mentale Gesundheit und nehmen uns immer wieder kleine Auszeiten vom stressigen (Arbeits-)Alltag. Doch wie sieht es mit Glück im Arbeitskontext aus? Da unzufriedene Mitarbeiter häufiger unter körperlichen wie auch psychischen Krankheiten leiden, sollte ein Arbeitsklima geschaffen werden, welches ein wertschätzendes Miteinander, eine positive Einstellung gegenüber der Arbeitsweise und eine achtsame Selbstwahrnehmung fördert. Dadurch, dass Zufriedenheit im Arbeitskontext geschaffen wird, werden Mitarbeiter glücklicher und gleichzeitig produktiver, was wiederum dem Unternehmenserfolg zugutekommt. Es ist unumstritten, dass das Arbeitsklima einen enormen Einfluss auf die Gesundheit der Angestellten hat und unterschiedliche wissenschaftliche Studien zeigen, dass Glück positive Auswirkungen auf die Gesundheit, Leistung und Motivation jedes Einzelnen hat. Zufriedene Menschen sind engagierter, teamfähiger, stressresistenter und loyaler. Außerdem sogar kreativer und innovativer, mutiger, neue Ideen anzustoßen und umzusetzen. Was will man (als Führungskraft) mehr? Somit ist das körperliche und vor allem auch seelische Wohl der Mitarbeiter essentiell, um wirtschaftlich nachhaltig erfolgreich zu sein. Auch oder gerade weil zufriedene Angestellte, die sich gehört, gesehen und wertgeschätzt fühlen, das auch weitertragen und ausstrahlen. Der Dominoeffekt der guten Gefühle hat positive Auswirkungen auf Fluktuation und auf die emotionale Bindung zum Unternehmen, die Weiterempfehlungsrate ist wesentlich höher. Employer Branding at its best!

Lachendes Büro
Source: Elmar Witt

Glücksstrategien in Unternehmen

Bei einer verantwortungsvollen und gesunden Unternehmensführung geht es darum, sich präventiv dem Wohl seiner Mitarbeiter anzunehmen. Wie können Unternehmen Strategien für seelisches Wohl aufbauen, integrieren und somit die Zufriedenheit ihrer Angestellten steigern? Wichtig ist in jedem Fall, dass Unternehmen nicht mit erhobenem Zeigefinger ihren Angestellten diktieren, wie sie ihren Arbeitsalltag zu gestalten haben. Es geht vielmehr darum, eine allgemeine gesunde Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle – von der Reinigungskraft, über die Büromitarbeiter bis hin zum Top Management – wohlfühlen, kreativ sein und sich entfalten können, stärkenorientiert eingesetzt sind und insgesamt mit Freude zur Arbeit gehen. In einer solchen Unternehmenskultur wird den Mitarbeitern verschiedene Möglichkeiten geboten, das eigene Glück zu realisieren. Die folgenden Glücksstrategien können dabei helfen, Grundbausteine für ein gesundes Umfeld zu schaffen und eine extra Portion Wohlbefinden im Unternehmen einfließen zu lassen.

Der Einzelne: Kleine Gesten des Glücks?

Schon die kleinsten Gesten können positive Gefühle auslösen und unseren Arbeitsplatz zu einem Wohlfühlort machen. Wie können diese aussehen? Bedanken Sie sich doch einmal mit ganzem Herzen bei Ihrem Mitarbeiter oder auch bei Ihrer Führungskraft oder verteilen Sie aufrichtige Komplimente.

Wertschätzung bringt Wertschöpfung: Wer sich bei seiner Arbeit wertgeschätzt fühlt, ist viel motivierter und fühlt sich bestärkt, neue Aufgaben euphorisch anzugehen, traut sich mehr zu und denkt in Zukunft gerne mit. Des Weiteren ist der offene Austausch mit den Mitarbeitern entscheidend: Fragen Sie aktiv nach, was sich die Angestellten wünschen, damit sie sich wohlfühlen. Gehen Sie ganz offen auf die Menschen in Ihrem Unternehmen zu, kommunizieren Sie transparent, um eine vertrauensvolle Unternehmenskultur zu schaffen und bieten Sie bei all den ernsten Themen, die durch den Arbeitsalltag entstehen können, auch Raum für etwas Humor. Ein kleiner Witz in der Kaffeepause, über eigene Fehler schmunzeln und nicht alles zu ernst nehmen, hilft eine lockere Umgebung zu schaffen, die dazu einlädt, freudig dem Beruf nachzugehen. Unsere Arbeitswelt sollte sich im Allgemeinen dahingehend positiv verändern, dass wir uns vielmehr von Mensch zu Mensch, von Herz zu Herz begegnen. So können wir gemeinsam eine bessere Arbeitswelt hervorbringen, in der ein menschliches und wertschätzendes Miteinander auf Augenhöhe praktiziert wird.

Das Gesamte: Eine verantwortungsvolle und gesunde Unternehmenskultur

Der einzelne Mitarbeiter kann noch so sehr versuchen, Glück durch kleine Gesten in den Arbeitsalltag zu integrieren, doch wenn die Unternehmenskultur nicht mitgeht, wird dieser nur kleine Schritte gehen können und das Dagegen-Strampeln kann anstrengend werden und demotivieren. Also bieten Sie ihren Mitarbeitern die Möglichkeiten, Neues auszuprobieren und schaffen Sie ein Arbeitsklima, in welchem Zusammenhalt (vor)gelebt wird. Seien Sie offen dafür und lassen sich überraschen, wieviel Sinn und Spaß das Thema Glück in der Arbeitswelt macht! Wer engagierte Mitarbeiter gewinnen und halten will, muss gesunde Rahmenbedingungen schaffen, die den Mitarbeiter Mensch sein lassen. Gerade die junge Generation verlangt von der Arbeitswelt mehr als nur monetäre Vorteile, sie bricht aus dem Hamsterrad, das von innen ja bekanntlich wie eine Karriereleiter aussieht, und definiert Erfolg dadurch, welcher Beruf Selbstentfaltung, Bedeutsamkeit und Spaß bringt. Hier gilt: Sinn statt Status sozusagen!

Mit einer Portion Kreativität und neuen Methoden zu einem effektiveren Gesundheitsmanagement

Auch das Gesundheitsmanagement spielt eine große Rolle, wenn es um die Steigerung des Wohlbefindens der Angestellten geht. Da dieses oft verstaubt scheint, lohnt es sich hier über den Tellerrand zu blicken und neue Ansätze auszuprobieren. Auch hier gilt: Gehen Sie in den offenen Austausch, Sie werden überrascht sein, wie kreativ Ihre Mitarbeiter sind! Bei der gesundheitlichen Prävention von ihnen spielen insbesondere Ernährung, Bewegung und Stressreduktion eine wichtige Rolle. Arbeitgeber könnten vermehrt gesunde Lebensmittel in ihren Kantinen anbieten und diese geschickt platzieren, sodass Mitarbeiter in Richtung gesunde Ernährung geschubst werden.

Beim Thema Bewegung können verschiedene Sportkurse oder teaminterne Wettbewerbe angeboten werden, die Lust darauf machen, mit Kollegen zu schwitzen und dabei Spaß zu haben. Wie wäre es zudem mit einer Kampagne, die zeigt, wie der Chef mit dem Rad zur Arbeit fährt?

In Punkto Stress ist sicherlich eine offene Kommunikation der Schlüssel zur Reduktion. Firmen sollten durch Dialoge, Workshops und andere Formate über mögliche Auslöser und die Folgen von Stress am Arbeitsplatz informieren und auch Stressbewältigungsprogramme anbieten.

„Nudging“ und „Gamification“ könnten bei allen gesundheitsrelevanten Themen eine entscheidende, interessante und vielversprechende Rolle spielen, bei denen Kreativität, Interaktivität und spielerisches Herangehen an wichtige Themen gefördert wird!
In allen Bereichen gilt: Vorleben und gutes Beispiel sein ist der Schlüssek! Lieber vormachen als den Zeigefinger zu heben und das Thema Gesundheitsmanagement mit Spaß angehen. Wären kleine Schmunzler nicht inklusive, wenn man beispielsweise den Chef im unternehmensinternen Yoga-Kurs in der Herabschauenden-Hund-Haltung antrifft?

Der Mensch im Mittelpunkt: Glück als Unternehmenskultur

Wir stellen uns die Wirtschaftswelt vor, als einen Ort, in dem es rein um das Monetäre, das Geldverdienen geht und in dem sich Erfolg dadurch auszeichnet, dass wir ganz oben ankommen und bestenfalls auch dort bleiben. Bedingt durch den selbstgemachten oder den durch die Gesellschaft geprägten Erfolgsdruck nehmen wir Überlastungen in Kauf und körperlicher sowie psychische Krankheiten scheinen zu ganz normalen Begleiterscheinungen in der Arbeitswelt geworden zu sein. Ist es aber nicht unser aller Ziel, glücklich bei dem zu sein, was wir tun? Zu wissen, wofür wir es tun und wozu es dient, dass wir uns anstrengen und einbringen? Dafür ist ein Umdenken notwendig, das Zufriedenheit im Job – das gute Leben – als oberstes Ziel ansieht. Ganz im Sinne des Bruttonationalglücks: Weniger dem allgegenwärtigen „Höher, schneller, weiter, mehr“ nachzurennen, sondern sich effektiv zu fragen, wie das eigene Wirken und das des Unternehmens dem Gemeinwohl dienen kann.
Durch kleine Schritte, die zu einer positiven Veränderung der Unternehmenskultur und somit der Arbeitswelt führen, die den Mensch wieder in den Mittelpunkt stellen und zu einem modernen Gesundheitsmanagement führen, können Grundbausteine gelegt werden, die Glück an den Arbeitsplatz holen und dadurch das Wohlbefinden und somit auch die Wirtschaftsleistung gesteigert werden. Sie werden staunen, wie positiv die Nebenwirkungen sind!

Glücksministerin Gina Schöler
Source: Elmar Witt

Über die Autorin

Portrait von Gina Schöler

Gina Schöler, Glücksministerin
Gina leitet die bundesweite Initiative „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ und ruft mit bunten Aktionen und Angeboten dazu auf, das Bruttonationalglück zu steigern. Ned babbeln, mache! Als waschechte Mann­heimerin und leidenschaftliche Weltverbesserin hat sie sich ihren Beruf erfunden: Glücksministerin. Aus dem Bereich Kommunikationsdesign kommend, macht Gina auf fröhliche und unkonventionelle Weise Wer­bung für Werte. Sie ist chronisch neugierig und immer auf der Suche nach spannenden Ideen und Mög­lich­keiten, wie sie Menschen für die wichtigen Themen wie Zufriedenheit, Positive Psychologie und Le­bens­gestaltung begeistern kann. Durch greifbare Ansätze, die sofort in den (Arbeits-)Alltag übertragbar sind, fasziniert sie tausende Menschen, Unternehmen und sogar Bundesministerien.

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