Gesundheit – wirklich wirksam nur mit System?

08.09.2020 | MOOVE GmbH

Pusteblume im Sonnernuntergang
Quelle: Pexels.com

Ob persönliche Gesundheit oder Gesundheit im betrieblichen Kontext – im Idealfall über BGM ermöglicht: Es kommt auf das System an. Oder anders ausgedrückt, im BGM ist es wie im richtigen Leben: „Hauruck-Aktionen“ bringen selten einen andauernden Erfolg!

Wie geht also Gesundheit? Beginnen wir persönlich!

Jeder kennt es oder kennt jemanden, bei dem die Aussage „ab Morgen fange ich mit Sport an“ oder „ab Morgen esse ich keine Süßigkeiten mehr“ lediglich eine Aussage bleibt. Selbst wenn der Vorsatz tatsächlich in die Tat umgesetzt wird - irgendwann, meistens früher als später, zeigen sich Schwäche, Inkonsequenz und das Zurückfallen in alte Muster. Nachhaltiger Erfolg oder gesundheitsförderliche Verhaltensänderung über bspw. positive Gewohnheiten sehen anders aus.

Aber woran liegt das? Fehlt einfach die nötige Entschlossenheit und/oder Disziplin? Natürlich ist es nicht so einfach. Ein nicht gesundes Verhalten ist immer multimodal begründet und Gesundheit ist komplex. Hinzu kommt die Kennzeichnung der heutigen Zeit, welche sich durch Bequemlichkeit, Wohlstand und dauerhafte Verfügbarkeit und somit auch durch Verführungen sowie Ablenkungen definiert. Diese Kombination macht Entschlossenheit und Disziplin komplexer denn je.

Aus der Motivations- und Verhaltensforschung ist bekannt, dass zunächst das Bewusstsein entstehen muss, dass überhaupt ein Bedarf besteht. Diese Bedarfsrealisierung ist der erste Schritt zur Ausbildung von intrinsischer Motivation und somit die Grundlage für eine mögliche Verhaltensänderung bzw. entsprechende Handlungen, die zu eben einer gewünschten Verhaltensänderung und somit im Idealfall zu einer Befriedigung des realisierten Bedarfs führen.

Um die nötigen Handlungen hin zu einer positiven Verhaltensänderungen zu ermöglichen, helfen Gewohnheiten, Routinen und Muster. Gewohnheiten sind nichts anderes als erlernte Handlungsschritte, die in der Vergangenheit ein Problem gelöst haben und im „Autopilot“ einfacher abgerufen werden können.

Alle Gewohnheiten beinhalten dabei vier Schritte:

Ein Signal oder Reiz (bspw. das Klingeln des Weckers) löst ein Bedürfnis oder ein Verlangen aus (bspw. ich möchte mich wach fühlen), welches durch eine spezifische Reaktion, Antwort oder Handlung (bspw. einen Kaffee trinken) befriedigt bzw. belohnt (bspw. Du fühlst Dich wach) werden kann.

Nach zahlreichen identischen (oder zumindest sehr ähnlichen) Wiederholungen über einen Zeitraum von bis zu 66 Tagen, speichert das Gehirn den erfolgreichen Lösungsweg für das Problem ab. Eine neue Gewohnheit ist entwickelt und etabliert.

Diese vier Schritte können sich zu Nutze gemacht werden, in dem der Reiz offensichtlich und unübersehbar gemacht wird (bspw. einen fest fixierten Kalendereintrag für Sport oder immer einen Teil der Äpfel nicht in der Kühlschrankschublade, sondern auf dem Küchentisch positionieren), das Bedürfnis attraktiv gestaltet (bspw. die Pflichtaufgabe immer mit einer geliebten Tätigkeit kombinieren), die Reaktion / Antwort so einfach wie möglich ermöglicht (bspw. die Sportsachen für den morgendlichen Sport schon am Abend bereit legen) und die Belohnung befriedigend für sich selbst gestaltet wird (bspw. ein Gewohnheiten-Tagebuch zur Visualisierung des Erfolges verwenden, die Serie an hintereinander erfolgreich absolvierten Durchläufen nicht reißen lassen oder niemals an zwei Tagen in Folge nicht die Gewohnheit durchführen).

Das Ausbilden von guten, die Gesundheit positiv beeinflussenden Gewohnheiten kann somit optimiert und letztendlich systematisiert werden. Das Gleiche gilt für das Ablegen von schlechten Gewohnheiten.

Auf diese Weise ist es möglich, ein System für die eigene Gesundheit zu kreieren. Ein System, welches aus unzähligen kleinen Veränderungen sowie kleinen Erfolgen und eben nicht der einen „Hauruck-Aktion“ besteht und letztendlich zu bemerkenswerten Resultaten führen kann.

Wie sieht systematisiertes BGM im betrieblichen Kontext aus und welche Parallelen können gezogen werden?

Aus vielen Jahren Erfahrung, die in der MOOVE GmbH gesammelt wurden, können erstaunlich viele Parallelen im BGM zu den oben beschriebenen Zusammenhängen identifiziert werden. Denn, auch ein gut organisierter Gesundheitstag, der vermeintlich das ganze Unternehmen erreicht, macht noch lange kein BGM. Von erwünschten langfristigen positiven Verhaltensänderungen, die bspw. zu höherer oder zum Erhalt der Leistungsfähigkeit im Beruf führen, ganz zu schweigen.

Beginnen wir beim zu realisierenden Bedarf. Wie schon im BGM-Wissen-Artikel  „5 Erfolgsfaktoren im BGM“ beschrieben, können insgesamt fünf Grundherausforderungen im BGM von Firmen und Unternehmen immer wieder identifiziert werden. Darüber hinaus besteht ein stetiger und ständiger Austausch mit Kunden zur beratenden Herausarbeitung entsprechender Herausforderungen. Diese sehr individuellen Herausforderungen sind die Grundlage der Unternehmen, etwas verändern zu wollen und es kann mit der oben erwähnten „intrinsischen Motivation“ im persönlichen Kontext verglichen werden.

Eine solche begleitende Beratung samt systemischer Bedarfsanalyse benötigt Zeit, Kenntnisse voneinander und Vertrauen zueinander.

Eben durch eine systemische und dauerhafte Bedarfsanalyse können auch die oben beschriebenen vier Schritte auf dem Weg zu einer Gewohnheit, Reiz – Bedürfnis – Handlung – Befriedigung, abgebildet werden. Ein „typisches Szenario“ sieht wie folgt aus:

Der Reiz (bspw. vermehrt aufkommendes Rückenleiden in Produktionsabteilung) löst ein Bedürfnis aus (Reduzierung dieser muskuloskelettalen Erkrankungen samt Ableitung und Etablierung verhaltens- und verhältnispräventiver Maßnahmen), welches durch eine spezifische Handlung (gezieltes evaluiertes Programm am Arbeitsplatz inkl. Workshops, ergonomischer Beratungen, zielgerichteter trainingsbasierter Intervention und Ausbildung von Multiplikatoren sowie Implementierung nachgelagerter langfristiger zielgerichteter Maßnahmen) nachgewiesenermaßen befriedigt werden kann.

Bis hierhin stellt das skizzierte Szenario damit die „lebendige Funktion“ eines typischen BGM-Prozesses (strategische Zielsetzung – Bestandsaufnahme – Analyse – operative Zielsetzung – Maßnahmenauswahl und -planung – Umsetzung – Erfolgsevaluation) dar.

Die wirkliche Wirksamkeit erfolgt aber erst durch weitere Funktionen und Systematisierungen:

1) Sichtbarkeit: Alle „Reize“ bzw. Bedarfe des Unternehmens oder einzelner Abteilungen können über Gesundheitsberichte, Dashboards, Reportings etc. gesammelt, dokumentiert und durch abgeleitete fixierte und transparent kommunizierte Maßnahmen öffentlich und unübersehbar gemacht werden.

Durch den Aufbau eines Wissensspeichers über alle Bedarfe des Unternehmens, können Maßnahmen zielgerichtet an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allokieren werden. Zudem kann das BGM-System für das Unternehmen maximal ressourcenschonend „gestalten“ und zugleich Gesundheit erlebbar gemacht werden.

2) Attraktivität: Das Thema Gesundheit nimmt mehr und mehr Einfluss auf die Unternehmenskultur und wird Bestandteil jener. Im Idealfall wird Gesundheit als Teil der Führungsarbeit verankert und Wissen über Gesundheit und „gesundes Führen“ kann über Führungskräfteschulungen und -gespräche vermittelt werden.

3) Praktikabilität / Einfachheit: Durch Maßnahmen in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsplatz, wird die Gesundheit zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gebracht. Die „Einstiegshürde“, etwas für die Gesundheit zu tun, wird damit maximal erniedrigt.

4) Belohnung: Alle Ergebnisse der Projekte und Maßnahmen werden transparent bspw. durch Gesundheits-Dashboards (Anzahl der Teilnahmen an Maßnahmen, Handlungsableitungen für neue Projekte oder eben die Vorstellung und Bewerbung neuer Projekte) im Unternehmen aufgearbeitet sowie evaluiert und gepaart mit vorhandenen Strukturen, wie Unternehmenskommunikation und Marketing, umfassend an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommuniziert.

Erfolgreiche Projekte einzelner Abteilungen können dann auf das ganze Unternehmen ausgeweitet werden. Stetig werden Handlungsableitungen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Führungskräften und zentralen Ansprechpartnern des Unternehmens getroffen, um kontinuierliche Maßnahmen bzw. weitere aufbauende Projekte zu entwickeln sowie dauerhaft im Unternehmen zu implementieren. Die genannten Gruppen werden durch dieses Vorgehen aktiv in das „BGM-System“ eingebunden. Das hat eine Steigerung der wahrgenommenen Partizipation und Wirksamkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Folge.

Auch dieser Prozess – fest verankert im System– muss umfassend betreut werden, damit das Angebotsportfolio gesundheitsrelevanter Maßnahmen - je nach Bedarf, Bedürfnis und Ergebnis - stetig erweitert bzw. in höchstem Maße gezielt bedarfs- und zielgruppenorientiert angepasst werden kann. Die Arbeitsumgebung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird gesundheitsförderlicher und die Motivation zu gesundheitsförderlichem Verhalten neuer und auch der vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steigt stetig an.

Das Thema Gesundheit wird durch den Aufbau und die Verankerung von Systemen vollumfänglich strukturiert und systematisiert. Durch diese Art der Systematisierung und vor allem Systemgestaltung im BGM wird Gesundheit zur „Gewohnheit“ für das Unternehmen - also ein gelernter und abgespeicherter funktionierender Lösungsweg zur Entwicklung und Etablierung von gesundheitsförderlichen Maßnahmen und Strukturen.

Und auch hier – analog zur persönlichen Gesundheit weiter oben – kann ein System zur stetigen Entwicklung und Optimierung aller gesundheitsrelevanten Strukturen, Prozesse und Verhaltensweisen innerhalb eines Unternehmens kreiert werden. Ein System, welches ohne große „Hauruck-Aktionen“ kontinuierlich kleine Veränderungen und Erfolge, mit in der Gesamtheit betrachtet großen Auswirkungen, produziert.

Zusammenfassung: Es gibt entscheidende Parallelen zwischen persönlicher Gesundheit und Gesundheit im betrieblichen Kontext, die u.a. unter dem Aspekt „Wie funktionieren Gewohnheiten“ gut verdeutlicht werden können. Die Quintessenz lautet, dass wirkliche Gesundheit – unabhängig vom Lebensbereich – nur mit System funktioniert.

Werden Sie daher ein #SystemGestalter – sowohl im persönlichen Bereich als auch in Ihrem BGM.

Wir begleiten Sie gerne dabei!

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