Happiness Hacks für den (Arbeits)Alltag – Wie jeder von uns zum Glücksbotschafter werden kann

11.01.2021 | Gina Schöler

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Ich bin bekennender Fan des Waldbadens. Eintauchen in das Grün, rauskommen, durchatmen, abschalten, um aufzutanken. Wälder eignen sich wunderbar, wenn die eigenen Energiereserven etwas ausgeschöpft sind und man etwas runterkommen möchte. Durch das bewusste Erleben der Natur fühlt man sich verbunden mit dem großen Ganzen, kann dem Tohuwabohu der schnellen (Arbeits-)Welt entkommen und sich auf sich selbst und das Glück konzentrieren. 

Gerne möchte ich von einer Entdeckung berichten, die ich vor einiger Zeit bei einem Spaziergang im Wald machte: Während ich meines Weges ging, sah ich an einem Baum ein Zettel hängen. Neugierig ging ich näher, um mir das genauer anzusehen: Es war eine Kinderzeichnung. Diese zeigte ein mit Buntstiften gemaltes, rotes Herz über einer großen, dicken Eule und war versehen mit der etwas krakeligen, aber hoch konzentriert geschriebenen und mit viel Herzblut versehenen Überschrift: “Bitte nicht den Wald abholzen”.
Die Zeichnung stimmte mich nachdenklich und motivierte mich zugleich. Sie war für mich ein Zeichen! Dafür, dass jeder von uns, wirklich jeder – egal, ob Vorschulkind oder Führungskraft – etwas tun, bewegen und verändern kann. Wir alle können uns bewusst werden, welches Thema uns am Herzen liegt, wir können unsere vielfältigen individuellen Fähigkeiten einsetzen, um Gutes zu bewirken – und somit aktiv für das persönliche und gesellschaftliche Glück, das gute Leben und ein gesundes Miteinander werben und den positiven Wandel konkret gestalten und wachsen lassen!

Nehmen wir uns ein Beispiel an diesem kleinen Kind: Naturschutz ist ihm wichtig genug, um Stifte zur Hand zu nehmen und dieser Herzensangelegenheit eine Form zugeben. Dabei hätte es das belassen können. Dann wäre das Stück Papier in der Schublade, an Großmutters Wand oder im Müll gelandet. Dieses Kind ist aber einen entscheidenden Schritt weiter gegangen, nämlich in den Wald, raus in die Welt. Und es hat diesem ihm wichtigen Thema die Chance gegeben, gesehen zu werden, Menschen zu erreichen, zu berühren und zum Nachdenken und bestenfalls Handeln zu inspirieren. 
Und das ist der springende Punkt.

Glück hat Nebenwirkungen

Glücklich zu sein steht bei den meisten Menschen ganz oben auf der Wunschliste des Lebens. Wir machen uns Gedanken darüber, wie wir Glück, Wohlbefinden oder Zufriedenheit definieren und all das erreichen können. Dabei bin ich der Meinung, Glück kann man nicht suchen, sondern nur finden. Dabei heißt es, auch mal die Komfortzone zu verlassen, Neues zu wagen, sich selbst und die Welt neu kennenzulernen, um so das individuelle Wohlbefinden und das der Umgebung zu steigern. Die Frage, die uns alle beschäftigt, ist doch, wie wir ein glückliches, zufriedenes Leben führen. Wie wir Glück bewahren, es fördern und auch anderen weitergeben können – also, wie wir das individuelle aber auch das kollektive Glück steigern. Kurzum: Wie wir alle zu Glücksbotschaftern werden können.

Gerade in der Arbeitswelt, die auf Leistung gepolt ist, beschäftigen wir uns leider (noch) zu wenig mit dem Glück. Dabei hat Glück eine lange Liste an (positiven) Nebenwirkungen: So helfen uns beispielsweise Optimismus und Dankbarkeit dazu, Alltagsroutinen positiver wahrzunehmen. Durch eine optimistische und dankbare Haltung nehmen wir also selbst den manchmal langweiligen Arbeitsalltag durch eine ganz andere Sichtweise wahr und können auch in ihr Gutes erkennen. Durch eine solche Haltung fällt es uns außerdem leichter, Auszeiten in stressigen Phasen zu nehmen und negative Gedanken zu relativieren. Glück hat positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit, Leistung, Motivation, Produktivität, Teamfähigkeit, Kreativität, Loyalität, Stressempfinden und noch vieles mehr. Das sind doch ziemlich gute Gründe, sich eingehend mit dem guten Glück zu beschäftigen, oder? ;) Wie können wir nun Glück in unseren (Arbeits)Alltag integrieren?

Happiness Hacks für den (Arbeits)Alltag

Optimismus olé!
Negative Gedanken ziehen uns runter – und doch können wir manchmal nicht anders, sind quasi in unserem eigenen Gedankenkarussell gefangen. Wir denken über Fehler der Vergangenheit nach oder machen uns Sorgen um die Zukunft. Die Stimme unseres inneren Kritikers ist eine sehr laute. wie oft versucht er uns weis zu machen, dass wir nicht gut genug sind, zu wenig leisten und dass andere unsere Aufgaben viel besser machen könnten als wir selbst? Wenn sich unsere Gedanken und der innere Kritiker mal wieder austoben, dann liegt es an uns, dem Ganzen Einhalt zu gebieten und mit Optimismus zu kontern. 
Versucht das nächste Mal, wenn ihr negative Gedanken habt, diese als solche zu erkennen, zu hinterfragen und eventuell durch positive zu ersetzen. Wenn ihr beispielsweise denkt: “Jetzt muss ich bis Freitag die Präsentation zu einem Thema vorbereiten, von dem ich keine Ahnung habe. Das schaffe ich nie!”, dann sprecht direkt zu dem Kritiker – und stellt ihn euch vielleicht auch als alten, grummeligen Mann vor. Humor ist nämlich auch eine gute Waffe gegen Negativität. Ihr könnt so etwas kontern wie: “Woher willst du denn das wissen? Nur weil ich das vorher noch nie gemacht habe, heißt nicht, dass ich das nicht kann. Ich habe noch 5 Tage Zeit und werde diese nutzen. Und wenn ich nicht weiter weiß, bitte ich meine Kolleg*innen um Hilfe.”  
Auch ein guter Tipp im Umgang mit negativen Gedanken: stellt euch ein Sparschwein auf schmeißt jedes Mal ein Cent Stück hinein, wenn ihr euch selbst kleiner macht. Dadurch wird das Bewusstsein über unsere Gedanken geschärft – der erste Schritt Richtung Änderung. 

Oh wie schön ist...mein Büro
Psychologen von der Universität Exeter haben herausgefunden, dass wir produktiver arbeiten, wenn unser Arbeitsplatz schön dekoriert ist. Anstatt eines kahlen, tristen Schreibtisches könnt ihr diesen mit ein paar wenigen Mitteln schöner und gemütlicher machen. Wie wäre es mit ein paar Pflanzen und Fotos? Oder schreibt euch eure persönlichen Affirmationen, Life-Hacks und Muntermacher auf bunte Post-Its und klebt sie an die Schreibtischkante. Für mehr Farbe beim Arbeiten – egal, ob im Büro oder Home Office. Bei euch ist New Work angesagt und es gibt keine zugeordneten Tische? Das macht nichts! Für solche Fälle einfach das Lieblingsfoto von der Familie, dem Partner, dem Haustier oder dem Lieblingsurlaubsziel immer in einer Tasche mit dabei haben morgens auf euren Schreibtisch stellen. Funktioniert natürlich auch als digitale Variante. 

Stark, stärker, Stärken.
Unsere eigenen Stärken sind sehr individuell. Oft sind wir uns der eigenen Fähigkeiten gar nicht bewusst. Wir tendieren eher dazu, darauf zu schauen, was wir nicht besonders gut können: Der Kollege präsentiert besser, die Nachbarin bepflanzt ihren Garten besser und der Partner kocht besser. Solche Vergleiche bringen uns nur nicht weiter. Denn es wird immer irgend jemanden geben, der etwas besser kann als wir selber. Wenn wir diese Tatsache akzeptieren, fällt uns das Leben um einiges leichter. Und im nächsten Schritt können wir uns ganz bewusst unseren eigenen individuellen Stärken widmen.
Stell dir folgende Fragen: Was kann ich richtig gut? Welche Stärken möchte ich mehr in meinen (Arbeits)Alltag integrieren? Was bringt mich in Flow? Nimm dir ruhig Zeit für die Antworten – solche Überlegungen kommen nicht zwischen Tür und Angel. Wenn wir die Antworten auf diese Fragen finden (und sie uns immer weiter stellen), dann haben wir bereits einen großen Schritt Richtung Glück getan. Denn wenn wir tun, was wir am besten können und was uns in den berühmten Flow-Zustand versetzt, finden wir mehr Erfüllung im Leben.

Humor hilft.
Es gibt wohl keinen, der nicht gerne aus vollem Herzen lacht. Nicht nur im privaten, sondern auch im beruflichen Umfeld sollte daher Humor verankert sein. In einem Arbeitskontext, in dem man nicht zum Lachen in den Keller geht, arbeitet man einfach gerne. Lachen wirkt sich positiv auf unsere Gesundheit aus, denn Menschen, die sich selbst und Umstände nicht zu ernst nehmen, sind tendenziell entspannter. Wenn wir lachen produzieren wir Freudehormone – und “Freudehormone fressen Kampfhormone auf, wie die bekannte Trainerin Vera Birkenbihl einst sagte. An dieser Stelle kann ich euch ihr YouTube Video über Lachen nur empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=tOEbI9o-xrY.Vorsicht: Lachen vorprogrammiert. 

Es lohnt sich also, eine Portion Spaß in den Arbeitsalltag zu integrieren. Herumalbern in der Kaffeepause, ein Plausch, der zum Schmunzeln anregt, Witze erzählen und über eigene Fehler lachen sollten demnach definitiv auf der Tagesordnung stehen. In Punkto Humor dürfen wir ruhig auch mutig und etwas verrückt sein: Wie wäre es zum Beispiel damit, ein Meeting mit Korken im Mund zu beginnen und lustig zu sprechen, die ganze Zeit eine Clownsnase anzuhaben, euren Lieblingswitz als Einführungsrunde zu erzählen oder ganz ehrlich zu zeigen, wie euer Home Office Schlabber-Outfit unterhalb der Webcam-Sicht aussieht? Traut euch – die positiven Nebenwirkungen zahlen sich aus!

Achtsames Arbeiten.
Achtsamkeit ist in aller Munde. Und auch wenn man sich innerlich vielleicht gegen Mainstream-Modewörter wehren möchte, so ist Achtsamkeit im Grunde nichts anderes, als bewusstes (er)leben. Wenn wir diese Bewusstheit stärker in unseren (Arbeits)Alltag integrieren, steigern wir auch unser Glücksempfinden. Indem wir uns und unsere Umgebung bewusst wahrnehmen, konzentrieren wir uns stärker auf Positives, werden entspannter und lassen Stress nicht so schnell an uns ran. Gute Gründe, um etwas Achtsamkeit zu trainieren, oder? Das Tolle: Man kann im Prinzip alles achtsam machen: Gehen, ankommen, essen, zuhören, kopieren, Kaffee kochen und wichtige Führungskräfte-Konferenzen beginnen. Probiert es aus: Nehmt auf eurem Arbeitsweg mal bewusst eure Umgebung wahr. Kommt dann ganz in Ruhe auf der Arbeit an und seid vollkommen im Moment ehe ihr euch eurem turbulenten E-Mail-Postfach oder einem Krisengespräch widmet. Esst in der Mittagspause Biss für Biss ganz langsam versucht, nichts anderes nebenbei zu machen, sondern eure Mahlzeit in vollen Zügen zu genießen. Und wenn eure/euer Kollege/in von einem Problem erzählt, dann hört einfach mal zu, ohne gleich von euren eigenen Päckchen zu berichten oder Ratschläge zu verteilen. Auch Meetings lassen sich wunderbar achtsam starten: Eine kurze Runde, in dem jede und jeder über ihre und seine aktuelle (Gefühls)Lage berichtet oder tief durchatmet, ein kurzer stiller Moment schafft Ruhe, Transparenz und Vertrauen. Die Möglichkeiten, Achtsamkeit zu praktizieren sind endlos. Und man muss dafür kein buddhistisches Seminar belegt haben (denn Achtsamkeitpraktiken kommen aus dem Buddhismus) oder im Schneidersitz sitzen. Wie Curse sagt: “Der Buddha ist schon in dir drin. Erleuchtung kann im Späti kommen, du musst nicht nach Indien.”

Lobudsche.
Ein ministerialer Tipp, bei dem wir nicht müde werden, ihn immer und immer wieder zu nennen. Denn 40% der deutschen Arbeitsfkräfte, die sich aufgrund mangelnder Wertschätzung immer noch gestresst fühlen, sind schlichtweg zuviel! Und ein liebes Wort, ein nettes Dankeschön, ein Zeichen der Anerkennung hat noch nie jemandem weh getan, es kostet nichts, außer manchmal ein paar Sekunden Zeit und einen kleinen Sprung über den eigenen Schatten. Also auf die (Arbeits)Plätze, fertig, los! Verteilt Nettigkeiten, seid verschwenderisch, hebt mündlich oder auch schriftlich/visuell hervor, was ihr an anderen mögt, welche Tätigkeiten mit Erfolg gemeistert wurden, was positiv auffällt, was gut tut und den (Arbeits)Tag erleichtert. Gerade, wenn man denkt “Ach, das weiß er/sie schon…” oder manche Dinge angeblich selbstverständlich sind – dann erst recht! Lieber einmal zuviel als zu wenig geäußert tun solche Worte und Gesten allen Beteiligten gut.

Erfolge feiern. 
Wenn ihr diese oder weitere Happiness Hacks im (Arbeits)Alltag anwendet und somit euer eigenes Glück, aber auch das der anderen steigert, seid ihr echte Glücksbotschafter. Und als solche dürft ihr euch auch ehren. Wir loben uns im Allgemeinen viel zu selten selbst. Macht aus dem “Eigenlob stinkt” ein “Eigenlob stimmt” und seid stolz darauf, Glück zu verbreiten. Kreiert euch gerne auch eine eigene Urkunde dafür und hängt sie über euren Schreibtisch. So werdet ihr täglich daran erinnert – und falls ihr die Urkunde im Büro aufhängt sorgt sie mit Sicherheit auch für Gesprächsstoff bei den Kolleg*innen. 
Außerdem macht es große Freude, Erreichtes, Erfolge oder Errungenschaften gemeinsam zu feiern. Ihr habt ein Projekt erfolgreich abgeschlossen? Ein neues Format eingeführt? Etwas neues ausprobiert (ganz gleich, ob es geklappt hat oder nicht)? Dann belohnt euch dafür! Stoßt gemeinsam an – mit Sekt oder Soda. Oder wie wäre es mit einer Erfolgsglocke, die immer geläutet wird, sobald etwas Großartiges geleistet wurde? Oder eine “Wall of fame”, auf der visuell dargestellt wird, was alles gut gelaufen ist? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

Glück ist jetzt: Kopf hoch, Herz auf und leben!

In Sachen Glück ist es wichtig, dass wir uns alle ein wenig Zeit nehmen, einatmen, ausatmen, innehalten und darüber nachdenken, was wirklich zählt, wie wir leben wollen und was uns glücklich macht. Wie können wir zu kleinen Botschaftern des Glücks werden? Wie können wir uns selbst und auch gegenseitig wieder wahrnehmen und wertschätzen? Was können wir verändern, vermehren, verbessern? Was wollen wir in Gang bringen, bewirken und hinterlassen?

Indem wir uns diese Fragen stellen, sie Schritt für Schritt beantworten und nach unseren Werten handeln, können wir das Leben lebendig gestalten. Um das Bruttonationalglück zu steigern, plädiere ich dafür, dass wir optimistisch in die Zukunft schauen, uns ein Herz fassen und loslegen!

Wie meine kleine Anekdote von der Kinderzeichnung zu Beginn zeigt: Jeder von uns kann etwas für das Glück und das gesunde Miteinander tun – ganz egal wie groß oder klein, laut oder leise, alt oder jung man ist. Wir müssen dafür lediglich ins Tun kommen, den ersten Schritt wagen, für unsere Überzeugungen einstehen und mit positivem Beispiel voran gehen. Wenn wir diesen Weg gehen, gestalten wir die Welt gemeinsam zu einem besseren Ort und werden merken, dass unser Handeln positive Effekte auf unser Umfeld hat. Ich bewundere das Kind, das sich auf seine eigene Art und Weise gewirkt und damit garantiert nicht nur mich berührt hat. 

Wir alle sind in der Lage, die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen – dafür müssen wir nun nicht alle kollektiv dicke Eulen malen. Jeder kann für sich aktiv werden, im Rahmen seiner Möglichkeiten und Fähigkeiten. Nicht nur zuschauen, Schultern zucken, erdulden und sich ärgern. Mehr dafür und weniger dagegen: Meckern ist einfach, Machen ist angesagt!
Die Strategien des Umsetzens können sehr variabel sein und genau das macht das ganze Thema Glück ja so vielseitig und spannend.
Legt los, fangt an, wagt den ersten Schritt – vom Workspace, in den Wald und schließlich in die ganze Welt!

Über die Autorin

Gina Schöler, Glücksministerin
Gina leitet die bundesweite Initiative „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ und ruft mit bunten Aktionen und Angeboten dazu auf, das Bruttonationalglück zu steigern. Ned babbeln, mache! Als waschechte Mann­heimerin und leidenschaftliche Weltverbesserin hat sie sich ihren Beruf erfunden: Glücksministerin. Aus dem Bereich Kommunikationsdesign kommend, macht Gina auf fröhliche und unkonventionelle Weise Wer­bung für Werte. Sie ist chronisch neugierig und immer auf der Suche nach spannenden Ideen und Mög­lich­keiten, wie sie Menschen für die wichtigen Themen wie Zufriedenheit, Positive Psychologie und Le­bens­gestaltung begeistern kann. Durch greifbare Ansätze, die sofort in den (Arbeits-)Alltag übertragbar sind, fasziniert sie tausende Menschen, Unternehmen und sogar Bundesministerien.

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