BETRIEBLICHE GESUNDHEIT SELBST IN DIE HAND NEHMEN – MULTIPLIKATOREN UND LOTSEN

23.10.2020 | Dr. Martin Klämpfl, Berater Betriebliches Gesundheitsmanagement

ZP 365 News: Moove über Multiplikatoren und Lotsen
Quelle: Moove GmbH

Betriebliches Gesundheitsmanagement gelingt auf lange Sicht nur durch eine systematische Herangehensweise1. Die Systematisierung gehört neben Strategie, Prozess, Zielgruppe und Kennzahlen zu den 5 Säulen eines erfolgreichen BGMs2. Im Sinne des langfristigen BGM-Erfolgs im Unternehmen nimmt die Schaffung eines nachhaltigen Systems eine herausragende Stellung ein. Aber wie kann die Nachhaltigkeit mit geringem ökonomischem Aufwand sichergestellt werden? Hier gewinnt die Nutzung von eigenen Mitarbeitern als Multiplikatoren und Gesundheitslotsen immer mehr an Bedeutung3. Sie sind die Lösung für eine kostengünstige Weiterführung von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung, für die Erhöhung der Teilnahmequoten von angebotenen BGF-Maßnahmen und für die Bildung einer gesundheitsförderlichen Arbeitskultur. Schließlich lässt sich die Effektivität eines BGMs durch die Involvierung eigener Mitarbeiter insgesamt steigern. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Ihnen das gelingt.

WAS IST EIN MULTIPLIKATOR? 

Der Multiplikator ist im Rahmen des BGMs ein Mitarbeiter, der Wissen oder Informationen über die betriebliche Gesundheit im Unternehmen weitergibt und zu deren Verbreitung bzw. Vervielfältigung beiträgt. Er hilft dabei, möglichst viele Mitarbeiter mit dem Thema Gesundheit zu erreichen, indem er selbst BGF-Angebote durchführt und/oder fester Bestandteil in der Gesundheitskommunikation ist. „Multiplikator“ ist im BGM ein Oberbegriff für engagierte Beschäftigte, die speziell im Thema Gesundheit ausgebildet wurden. Abhängig von seinen spezifischen Aufgaben kann er eine differenziertere Bezeichnung haben. Wenn er BGF-Maßnahmen eigenständig durchführt oder Experte in einem Themengebiet ist, wird er zum „Gesundheitsbeauftragten“ in einem bestimmten Thema. Typische Themen sind Bewegung, Ernährung, Entspannung, Psyche, Schlaf oder Ergonomie. Je nach Themenschwerpunkt wird beispielsweise von „Bewegungsbeauftragten“ oder „Ergo-Scouts“ (ausgebildete Ergonomie-Beauftragte) gesprochen.

WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN MULTIPLIKATOR UND GESUNDHEITSLOTSE? 

Einen Unterschied zwischen beiden Rollen sucht man vergeblich. Der Gesundheitslotse ist nämlich ein Multiplikator mit spezifischen Funktionen. Mit seiner Lotsenfunktion dient er als kollegialer Wegweiser im unternehmensinternen BGM- und BGF-Dschungel. Er vermittelt Mitarbeiter bedarfsgerecht an gesundheitsförderliche Angebote sowie an adäquate Ansprechpartner im Unternehmen. Ein Mitarbeiter mit Rückenbeschwerden wird beispielsweise auf das unternehmensinterne Angebot eines spezifischen Rückentrainings oder an den Bewegungsbeauftragten bzw. Ergo-Scout verwiesen. Der Gesundheitslotse spielt eine zentrale Rolle in der Gesundheitskommunikation. Er stellt sicher, dass die Informationen über gesundheitsförderliche Angebote an alle Mitarbeiter umfänglich weitergeleitet werden und hält seine Kollegen über bestehende und neue Angebote auf dem Laufenden. Die Mitarbeiter werden beispielsweise über eine Erweiterung des Entspannungstrainingsangebots speziell für die Zielgruppe der Verwaltungsangestellten informiert, das bisher nur für Führungskräfte angeboten wurde. Im Vergleich zu einer Kommunikation lediglich über Newsletter und Intranet gelingt mit dieser persönlichen, kollegialen und gezielten Ansprache eine effektivere Steigerung der Teilnahmequoten von BGF-Maßnahmen. 

Gesundheitslotsen tragen zudem zur Wissensgenerierung und Synergiebildung bei. Durch die Involvierung der eigenen Mitarbeiter in das BGM wird das Wissen über die betriebliche Gesundheit im Unternehmen konserviert. Im Gegensatz zu einmaligen Kurzzeitprogrammen von externen BGF-Dienstleistern ohne nachhaltige Strategie geht auf diese Weise kein Wissen verloren. Gesundheitslotsen vernetzen die vielfältigen Angebote innerhalb des Unternehmens, woraus sich im Laufe der Zeit abteilungsübergreifende Synergien zur Ressourcenschonung und -einsparung bilden.

 

WIE FINDE ICH GEEIGNETE MULTIPLIKATOREN IM UNTERNEHMEN? 

Bevor Mitarbeiter zu internen Gesundheitsbeauftragten ausgebildet werden, müssen potenzielle Kandidaten identifiziert und rekrutiert werden. Um die gewünschte positive Wirkung von Multiplikatoren zu gewährleisten, ist es unerlässlich, dass potenzielle Kandidaten Engagement und Motivation für die Tätigkeit im Gesundheitsbereich vorweisen. Deshalb ist es nicht ratsam, die Rolle einfach Mitarbeitern aufzuerlegen. Engagierte und intrinsisch motivierte Kollegen kristallisieren sich am besten aus einer initialen BGF-Maßnahme heraus, die von externen Dienstleistern durchgeführt wird. Geeignete Maßnahmen sind beispielsweise Ergonomie-Coachings, themen- und zielgruppenspezifische Workshops, jegliche Trainingsprogramme oder noch besser ein Arbeitsplatzprogramm mit zusätzlicher Vorher- / Nachher-Messung zur Evaluierung des Trainingseffekts. Auf diese Weise werden Mitarbeiter für Gesundheitsthemen sensibilisiert und motiviert. Ein sportlicher Hintergrund des Mitarbeiters kann vorteilhaft sein, ist jedoch nicht notwendig. Sobald potenzielle Mitarbeiter identifiziert sind, können sie schon während der BGF-Maßnahme für die Rolle als Multiplikator begeistert, über die Schulung aufgeklärt und schließlich rekrutiert werden. In kurzer Zeit können so Multiplikatoren in einzelnen Themenschwerpunkten ausgebildet werden. Dafür eignen sich auch Auszubildende, die zuerst mit spezifischen Azubi-Programmen für gesundheitliche Themen sensibilisiert und motiviert und anschließend zu Gesundheitslotsen geschult werden. Durch diese verantwortungsvolle Aufgabe werden Azubis sehr gut in das Unternehmen integriert, was sich wiederum gesundheitsförderlich auf die Arbeitskultur auswirkt.
 

WIE SIEHT DIE AUSBILDUNG ZUM MULTIPLIKATOR AUS? 

Führungskräfte nehmen durch die Natur ihrer Rolle im Unternehmen eine Sonderstellung ein. Da sie in regelmäßigem Austausch mit ihren Mitarbeitern stehen sowie die Gegebenheiten und Bewegungsabläufe am Arbeitsplatz einsehen können, kennen sie die aktuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter und können unmittelbar gesundheitsförderliche Hinweise geben bzw. auf relevante betriebliche Angebote und Ansprechpartner verweisen. Außerdem tragen sie durch ihre Vorbildfunktion maßgeblich zur Motivation ihrer Mitarbeiter für die aktive Teilnahme an BGF-Maßnahmen bei. Die große Bedeutung von Führungskräften für die Gesundheit der Mitarbeiter ist generell unbestritten. Sie eignen sich deshalb nicht nur als Gesundheitsbeauftragte mit einem bestimmten Themenschwerpunkt, sondern insbesondere auch als Gesundheitslotsen. Können Führungskräfte als Multiplikatoren gewonnen werden, wirkt sich das stark gesundheitsförderlich auf die Mitarbeiter aus.

 

EIGNEN SICH FÜHRUNGSKRÄFTE ALS MULTIPLIKATOREN? 

Motivierte Teilnehmer nach einer BGF-Maßnahme, z. B. bewegte Pause, nehmen an einer Multiplikatoren-Schulung teil. Dort bekommen sie Grundlagenwissen vermittelt, das sie befähigt, eigenständig Maßnahmen mit den Kollegen durchzuführen. Im Anschluss werden sie von den Experten des externen Dienstleisters, der die Schulung durchgeführt hat, weiter begleitet, wobei die Begleitung sukzessive abnimmt. Auf diese Weise bekommen die Multiplikatoren nach und nach ein sichereres Gefühl, die Maßnahmen eigenständig durchzuführen. Durch Refresher-Schulungen können die Multiplikatoren ihr Wissen stetig aktualisieren und erhalten Impulse für neue Übungen, die in die Maßnahmen eingebaut werden können. Multiplikatoren leben vom regen Austausch untereinander, um Herausforderungen zu thematisieren und Lösungen zu erarbeiten. Sie schließen sich hierzu entweder zu Tandems zusammen oder treffen sich regelmäßig zu Stammtischen. Je mehr Einblicke die Gesundheitsbeauftragten in das interne BGM bekommen, desto besser eignen sie sich schließlich auch für die Rolle als Gesundheitslotsen. 
 

Fazit

Ein nachhaltiges BGM gelingt mit der Ausbildung von eigenen Beschäftigten zu Multiplikatoren, z. B. Bewegungsbeauftragte oder Gesundheitslotsen. Auf diese Weise werden BGF-Maßnahmen im Unternehmen nicht nur angeboten, sondern auch von der Belegschaft viel besser angenommen. Als Multiplikatoren eignen sich alle motivierten und engagierten Mitarbeiter, vor allem aber auch Führungskräfte und Auszubildende, die in der Regel im Anschluss an eine durchgeführte BGF-Maßnahme im Unternehmen gewonnen werden. Mit Multiplikatoren wird das Betriebliche Gesundheitsmanagement lebendiger, was den Aufbau einer gesundheitsförderlichen Arbeitskultur nur begünstigen kann.

 

Haben Sie Ihr BGM schon selbst in der Hand? 
Sprechen Sie uns an, wir begleiten Sie gerne.


Quellen
1 Eggeling, B. (2020). Gesundheit – wirklich wirksam nur mit System?  Blogbeitrag abrufbar unter https://www.my-moove.de/2020/09/07/gesundheit-wirksam-mit-system/
2 Klenke, B., Lünzer, S., & Schmidtbleicher, S. (2020). 5 Erfolgsfaktoren im BGM – für Anfänger und Profis. Blogbeitrag abrufbar unter https://www.my-moove.de/2020/05/11/blog-erfolgsfaktoren-bgm/
3 Straub, R., Schmitt, K., Krapf, F., Walter, N., Mess, F., … Ahlers, G. (2017). #whatsnext –gesund Arbeiten in der digitalen Arbeitswelt. Freiburg: Haufe – Lexware GmbH & Co. KG, abrufbar unter https://www.tk.de/resource/blob/2012962/d64eb5a912d260d628182f02292ebba1/trendstudie-whatsnext-data.pdf

 

 

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