„Flache Hierarchien sind das Nonplusultra für Changeprozesse“ – Interview mit Felix Thönnessen
18.03.2019 | Linda Dommes
Kein modernes Unternehmen kommt an der Digitalisierung vorbei. Es entstehen neue Geschäftsmodelle, die bestehende immer weiter verdrängen. Gleichzeitig können alte Geschäftsmodelle enorm von der Digitalisierung profitieren. Im Fokus hierbei stehen das veränderte Verbraucherverhalten durch das Internet sowie das Erkennen von Trends mit Hilfe der Digitalisierung.
Wie entwickle ich eine Idee? Was können Startups von etablierten Unternehmen lernen? Einen Ausblick auf seine Keynote auf der Zukunft Personal Nord gibt Felix Thönnessen im Interview mit dem Zukunft Personal-Blog.
Herr Thönnessen, Sie sind Deutschlands bekanntester Startup-Coach. Was fasziniert Sie an Startups?
Zunächst einmal fasziniert mich daran, dass Startups und Gründer mit viel Leidenschaft an ihr eigenes Projekt gehen. Man spürt förmlich die Leidenschaft und Energie. Was gibt es also schöneres, als an dieser Leidenschaft teilzuhaben. Natürlich ist es auch toll, zu sehen was aus manchen Projekten wird. In den vergangenen zwölf Jahren habe ich mehr als 1000 Gründer und Unternehmer beraten, da war natürlich einige spannende Dinge dabei. Ich freue mich also sehr, dass wir in Deutschland zumindest einen kleinen Startup Boom haben.
Was können etablierte Unternehmen von Startups lernen? Und umgekehrt: Was können sich Startups von etablierten Unternehmen abschauen?
Beide Seiten können eine ganze Menge voneinander lernen. Etablierte Unternehmen können vor allem von der Geschwindigkeit und Innovationsbereitschaft von Startups und Gründern etwas mitnehmen. Auch der Mut bestimmte Risiken einzugehen, ist etwas, was in etablierten Unternehmen häufig nicht mehr zu finden ist. Genauso können aber auch Startups von alteingesessen Unternehmen profitieren. Hier kommt es vor allem darauf an, aus den Erfahrungen dieser Unternehmen zu lernen. Wenn beide Seiten offen sind, ergeben sich wertvolle Synergien.
Ab wann ist ein Startup ein „Grownup“? Verliert ein ehemaliges Startup an Innovationskraft, wenn es ein „Grownup“ geworden ist bzw. was können sie tun, um die Innovationskraft weiterhin zu leben?
Die Übergänge sind immer schwimmend. Natürlich werden Startups größer und dadurch zum Teil auch langsamer. Der ursprüngliche Spirit sollte aber immer bestehend bleiben. Das hängt aber natürlich auch stark vom Gründerteam ab. Man sollte sich immer wieder fragen, warum man gestartet ist und welche Dinge einen zu Beginn ausgezeichnet haben.
Welcher Mindchange ist erforderlich, wenn etablierte, und oft auch tradierte, Unternehmen ihre Geschäftsmodelle transformieren möchten? Gibt es Geschäftsmodelle, die sich nicht transformieren lassen?
Eigentlich lassen sich fast alle Geschäftsmodelle transformieren. Bei einigen Geschäftsmodellen ist diese Transformation natürlich größer. Der wichtigste Faktor ist zunächst die Bereitschaft sich auf Veränderungen einzulassen. Weiterhin sollte man sich intensiv damit auseinandersetzen, an welchen konkreten Stellschrauben gedreht werden muss.
Wie können die Mitarbeiter bei Changeprozessen mit eingebunden werden?
Die Mitarbeiter und die Bereitschaft der Mitarbeiter sind die Grundlage überhaupt dafür, Veränderungen durchzuführen. Im Idealfall kommen diese Veränderungsvorschläge von den Mitarbeitern selber. Es ist aber absolut notwendig, die Mitarbeiter in den Prozess einzubinden. Hier ist es wichtig, flache Hierarchien zu wählen, die eine Durchlässigkeit gewährleisten.