Die ganze Vielfalt von L&D auf einer Bühne

26.10.2022 | Gudrun Porath

Die ganze Vielfalt von L&D auf einer Bühne

 

Was liegt im Trend, was gelingt Unternehmen besonders gut und wo sind die Leuchtturmbeispiele für das Lernen im Unternehmen? Dafür gab es auf der Corporate Learning & Training Bühne der Zukunft Personal teils überraschende Beispiele zu Trend-Themen wie Coaching, Upskilling, Gamification und Serious Games. Das Programm machte auch deutlich: Corporate Learning und Training ist so vielseitig wie nie zuvor.  

Die Ansprüche an HR und Corporate Learning steigen mit den Anforderungen, die das Umfeld an sie stellt. Genau das thematisierte Donald H. Taylor, Chair der Learning Technologies, London. Taylor machte deutlich, dass L&D eben nicht als isolierte Abteilung im Unternehmen wirken kann, sondern vielfältige Beziehungen innerhalb und außerhalb der Organisation entwickeln sollte, um Herausforderungen früh zu antizipieren und kreative Lösungskonzepte zu entwickeln. Ein ideales Learning Department helfe Menschen und Organisationen zu gedeihen, formulierte Taylor den kurzen Merksatz. Dafür sei es wichtig, ein Gefühl für Menschen zu entwickeln und mit der Organisation verbunden zu sein. 

Kein Upskilling ohne Lernspaß


Donald Taylor ist nicht nur Chair der Learning Technolgies, einmal im Jahr veröffentlicht er den Trendreport  L&D Global Sentiment Survey. Ein seit Jahren anhaltender Trend darin ist “Upskilling”, also die Weiterbildung und Umschulung vieler Menschen im Unternehmen.  Claudia Betcke, Global Digital Transformation Managerin bei der Henkel AG. Henkel setzt dazu nicht nur eigene Lerninhalte ein, sondern nutzt Inhalte von großen Content-Anbietern wie Coursera oder LinkedIn. Natürlich sei die Qualität der Inhalte wichtig, so Betckes Bilanz. Noch wichtiger für ein zufriedenstellendes Ergebnis sei allerdings, dass Lernen Spaß mache. Die Vielfalt der Angebote dürfe die Mitarbeitenden nicht erschlagen, so Betcke. Sie setzt darauf, Entwicklungspläne zu definieren und Learning Journeys auszuarbeiten. Bei allem Engagement von L&D müsse man sich dennoch darauf einstellen, dass es den Mitarbeitenden nicht leicht falle, sich auf die Angebote und Lernempfehlungen für weitere Kurse einzulassen und es Mitarbeitende Überwindung koste, überhaupt anzufangen. Den Lernenden müsse klar sein, dass das Lernen im Unternehmen wirklich erwünscht sei und unterstützt werde.  

Megatrend Coaching


Coaching ist ein Megatrend, die Entwicklungsbegleitung von Mensch zu Mensch hat in der Corona-Pandemie noch mehr an Bedeutung gewonnen und findet seitdem vielfach Online statt. Laut aktuellen Marktanalysen stellt Online-Coaching per Video sogar das am häufigsten verwendete Coaching-Format dar, wenn auch Coaching-Plattformen noch nicht so verbreitet sind, wie man das annehmen könnte. Jonathan Passmore, Senior Vice President bei Coachhub, Professor und Autor von Coaching-Büchern, erklärte vor voll besetzten Plätzen, wie Coaching Menschen und Unternehmen weiterbringen kann. Die Coaching-Plattformen würden Coaching zudem günstiger machen, so dass es mehr Mitarbeitenden als bislang zugute kommen kann. Immer mehr Mitarbeitenden coachen lässt auch die DHL Freight GmbH. Allerdings mit internen Ressourcen, erläuterte Stefanie Wittenbecher, Head of Learning & Development, Talents and Culture. Das Programm entstand aus dem Zufallsbefund, dass einige der Talente des Unternehmens im privaten Rahmen eine Coaching-Ausbildung absolviert hatten. Warum dieses Potenzial nicht nutzen, um intern Einzelcoaching und Teamcoaching anzubieten? Wittenbecher holte die Mitarbeitenden mit der Ausbildung zum Coach ins Boot, legte die einzuhaltenden Anforderungen fest, bildete einen internen Coachingpool und kommunizierte das Angebot. Wer sich coachen lassen möchte, sucht sich den Coach aus dem Pool selbst aus. Wie das Coaching stattfindet, in Präsenz vor Ort oder online über ein Online-Tool des Unternehmens, entscheiden die Coaches und ihre Klienten selbst.

Ein Pizza-Spiel zum Lernen


Gamification ist aus Learning & Development nicht mehr wegzudenken, machte Roman Rackwitz, Gamification-Experte aus München, deutlich. Das kann bereits die Learning Journey sein, die für die Entwicklung eines Mitarbeitenden zusammengestellt wird oder andere Dinge, die die intrinsische Motivation fördern oder anstoßen. Motivierend, sich mit einem Thema zu beschäftigen, auf das man eigentlich gar keine Lust hat, kann auch ein Serious Game wirken. Das schilderte Serkan Yücebas, Gamification Experte bei der Volkswagen AG. Er hat im Rahmen eines intern ausgeschriebenen Innovationsfonds mit einem Team begeisterter Mitstreiter das Serious Game “Pizza Blast” entwickelt. In dem Spiel geht es vordergründig darum, eine Fahrzeugflotte so zu verwalten, dass möglichst viele Pizzen geliefert werden können. Weil es sich um eine Elektroautoflotte handelt, müssen die Spieler die Batteriekapazität der einzelnen Fahrzeugtypen im Auge behalten um herauszufinden, wie die Autos am effizientesten genutzt werden können. Mit “Pizza Blast” lernen so auch Menschen spielerisch etwas über Elektrofahrzeuge, die damit eigentlich gar nichts zu tun haben möchten.  

Einige Trends kommen immer wieder, auch das zeigte das Bühnenprogramm. Microlearning zum Beispiel ist nicht neu, wird aber in Apps neu verpackt und auch für die Inhalte-Erstellung für Microlearning-Apps gibt es neue Möglichkeiten. Ähnliches gilt für Virtual Reality, das zwar viele Möglichkeiten bietet, aber in der Umsetzung in den Unternehmen noch dahinter zurückbleibt. Deutlich wurde auch: Der Bedarf, sich über Leuchtturmprojekte, Trends und ihre Umsetzung sowie kreative Ideen zu informieren, ist groß.

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