Personalentwicklung - People Development – oder doch Organisationsentwicklung?

12.10.2023 | Margitta Eichelbaum

Personalentwicklung - People Development – oder doch Organisationsentwicklung?
Quelle: Zukunft Personal

Was ist hier eigentlich was und was ist womit gemeint? 

Gehen wir es doch wissenschaftlich an: “Personalentwicklung dient der Vermittlung jener Qualifikationen und Kompetenzen, die zur optimalen Verrichtung der derzeitigen und zukünftigen Aufgaben erforderlich und beruflich, persönlich sowie sozial förderlich sind”, so schreibt der Kollege Reiner Bröckermann in seinem Lehr- und Übungsbuch aus 2012 in der 6. Auflage. So weit so gut. Aber wo liegen die Unterschiede zwischen Personal- und Organisationsentwicklung? 

Die Personalentwicklung lässt sich grundsätzlich in drei Bereiche splitten. Personalbildung, d.h. Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung von Menschen, die für das Unternehmen arbeiten, dem Personal. Dann die Personalförderung, also die Förderung in beruflichen, persönlichen und sozialen Fragen. Und: Arbeitsstrukturierung. Dabei geht es um die Gestaltung der Arbeitsinhalte und des Ausmaßes der Arbeitsteilung. Die Organisationsentwicklung beschäftigt sich hingegen mit der Entwicklung von neuen Formen der Zusammenarbeit, gemeinsam mit den betroffenen Personen oder Instanzen. 

Zusammengefasst: das alles ist Learning & Development. Ein wichtiges und relevantes Thema also für HR und nach wie vor ein bedeutendes Highlight Topic bei uns, der Zukunft Personal. Und sogar entscheidend für das Weiterbestehen von Unternehmen - denn ohne Lernen und Weiterentwicklung in der Organisation wird es eng, ziemlich eng. „Learn, develop or die“ könnte man fast sagen. Aber wo am besten anfangen?  

Die schlechte Nachricht zuerst: Es gibt aktuell so viel für HR in diesem Bereich zu tun. Und nicht alles, was sinnvoll jetzt zu tun wäre, ist aktuell auch im Unternehmen mit den vorhandenen Ressourcen machbar. Wenn es beispielsweise darum geht, neue Fähigkeiten und Skills zu erlernen, müssen, wollen und sollen Menschen sich entwickeln und entwickelt werden. Dazu braucht es primär Trainings und Schulungen. Aber die bestehende Arbeit muss auch getan werden und nicht alle Mitarbeiter:innen können direkt und gleichzeitig trainiert und geschult werden. Denn dann bleibt die Arbeit ja liegen oder die Menschen werden krank, weil zu viel gearbeitet wird. Oder es wird zu wenig gearbeitet, weil die Arbeit neu aufgeteilt, neu strukturiert, anders gestaltet wird und Aufgaben bzw. Tätigkeiten wegfallen. Auch das fühlt sich für die Mitarbeitenden, die es betrifft nicht gut an und sollte begleitet werden.  

Und da sind wir als HR mittendrin. Denn all das erfordert Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung, und zwar auf allen Ebenen. Learning & Development, um ein attraktives Unternehmen zu sein, zu bleiben oder zu werden. Stichwort Employer Branding: um attraktive Jobs anzubieten, auf die Menschen Lust haben, sich bewerben und dann mitarbeiten. Und die normale Arbeit muss ja weiterhin getan werden, aber oft sind die Skills und Fähigkeiten noch nicht da, Stichwort Fachkräftemangel. Oder die einen wollen/können noch nicht richtig, Stichwort Gen Z und die anderen wollen/können nicht mehr richtig, Stichwort Baby Boomer 😉. Das ist oft das aktuelle Dilemma.  

Jetzt aber die gute Nachricht: Es ist eigentlich im besten Sinne des Wortes gleichgültig – also egal, wo wir anfangen. Denn jedes Tun, jedes Lernen hat einen Impact, einen Einfluss z.B. auf der persönlichen Ebene, wenn ich mich weiterbilde und etwas Neues lerne, dann kann ich meine Arbeit besser im Sinne von wertschätzender und vernünftiger oder auch im Sinne von schneller, effektiver und routinierter, machen. Wenn sich das Team weiterbildet, dann arbeiten wir als Team besser zusammen, Hand in Hand, mit weniger Reibung und Streitereien. Das ist dann fast immer schneller und besser - Teamwork makes the Dream work. Oder wenn auf organisationaler Ebene strukturelle Verbesserungen, Vereinfachungen und neue Formen der Zusammenarbeit gemeinsam entwickelt werden, dann haben wir auch People Development auf diese Ebene und alles zusammen macht dann die lernende Organisation.  

Summa summarum, es komm also auf jede:n von uns an, auf das Team und die strukturellen Bedingungen. Es ist ziemlich viel möglich im Bereich Lernen und Weiterbilden. Also, gehen wir es an. Happy learning! 

 

Über Margitta Eichelbaum

Margitta Eichelbaum

Margitta Eichelbaum, kreativer Kopf, Vordenkerin und Generalistin. Jahrgang 70, aus dem Norden und bundesweit tätig als Wirtschaftswissenschaftlerin. Den Grundstein legte eine kaufmännische Ausbildung in Hamburg und ein Universitätsstudium in Augsburg, danach folgten drei große Unternehmensstationen bei Beiersdorf, PriceWaterhouseCoopers und IBM. Dort war sie in vielen unterschiedlichen Teams national und international tätig und konnte sich in über 30 Jahre Erfahrung in vier großen Bereichen aneignen: IT, Marketing, Kommunikation und Personal. Heute ist sie freiberuflich tätig und arbeitet wertschätzend, strukturiert und zielorientiert im Büro und @Home mit verschiedenen Teams im Rahmen von Beratungsprojekten, Vorträgen und Moderationen zusammen.