Neues Recruiting Mindset angesagt: „Einfach weiter so“ – läuft nicht mehr!
25.01.2019 | Frank Rechsteiner
Digitalisierung, Globalisierung, demografischer Wandel und Fachkräftemangel stellen die Personalbeschaffung vor nie gekannte Herausforderungen. So hat sich der Arbeitsmarkt längst zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt, in dem die Unternehmen mit einem neuen Recruiting Mindset um qualifizierte Bewerber kämpfen müssen.
„Post & Pray“ – Stellen ausschreiben und abwarten – genügt nicht mehr.
Stattdessen müssen moderne Recruiter wie Vertriebsprofis handeln, die die Bewerber überzeugen wie Account Manager ihre Kunden. Dies beginnt bei „Active Sourcing“, der proaktiven Recherche und Ansprache potenzieller Mitarbeiter im Rahmen von Social Media, persönlichen und Karriere-Netzwerken, Messen sowie Talent-Pools. Arbeitgeber knüpfen langfristige Kontakte zu interessanten Bewerbern, um sie bei Bedarf für neu entstehende Vakanzen zu gewinnen. Dabei ist wichtig, dass die Unternehmen keine Selbstdarstellung, sondern „Content Recruiting“ betreiben, indem sie Blogs, Videos oder Experteninterviews nutzen, um Kandidaten mit informierenden, beratenden und unterhaltsamen Inhalten auf sich aufmerksam zu machen. Um das Interesse langfristig zu binden, ist eine attraktive Arbeitgebermarke unverzichtbar.
"Nutzen Sie „Content Recruiting“, um mit Blogs, Videos oder Interviews Kandidaten informierend und unterhaltsam auf sich aufmerksam zu machen."
VIP-Status für Kandidaten
Auch Bewerbungsprozesse nach Schema F gehören der Vergangenheit an. Wer qualifizierte Kandidaten überzeugen will, muss sie wie VIPs behandeln. Dies erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit den Bewerberprofilen, um die Vorstellungsgespräche nicht mit Nullachtfünfzehn-Fragen zu entwerten. Ebenso sollten Interessenten zeitnah über den Stand ihrer Bewerbungsprozesse informiert werden, und zwar individuell per E-Mail oder telefonisch. Ähnliches gilt für die Vertragsbedingungen, wie Gehaltshöhe, Entwicklungsmöglichkeiten sowie Arbeits- und Führungsmodelle. Statt Standardpakete zu schnüren, sollten Arbeitgeber den Kandidaten Verträge offerieren, die deren persönlichen Wünschen an die Karriere- und Familienplanung sowie an den Umfang der betrieblichen Mitbestimmung entsprechen.
Mitarbeiter als Markenbotschafter
Ein weiterer Top-Trend ist das Influencer Recruiting, bei dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Markenbotschafter nach außen wirken – zum Beispiel über Blogs, Bilder und Videos auf Social-Media-Kanälen. Arbeitgeber steigern damit ihre Glaubwürdigkeit, Authentizität und Reichweite, da auch die beste Stellenanzeige nie mit einer persönlichen Mitarbeiter-Empfehlung wird mithalten können. Auch für diese innovative Recruiting-Strategie müssen die Unternehmen eine überzeugende Arbeitgebermarke und wertschätzende Arbeitskultur aufbauen. Denn nur zufriedene Mitarbeiter sind auch willens, ihre eigenen Netzwerke zu aktivieren, um über ihren Arbeitgeber positiv zu sprechen und damit das Image der Firma zu stärken.
Neues Rollenverständnis für HR-Manager
Wie diese Beispiele zeigen, erfordert das neue Recruiting Mindset ein verändertes Rollenverständnis der HR-Manager. Statt sich auf administrative Routine zu beschränken, müssen sie als Brückenbauer agieren, die zwischen den anspruchsvollen Kandidaten und den Fachkollegen vermitteln.
"HR-Manager müssen als Brückenbauer zwischen den anspruchsvollen Kandidaten und den Fachkollegen vermitteln. #ZPSued19"
Dies setzt eine genaue Kenntnis der fachlichen Anforderungen voraus. Daher sollten die HR-Manager für eine gewisse Zeit in den Fachabteilungen mitarbeiten, um hautnah zu erfahren, welchen Werten ihr Unternehmen im Umgang mit Mitarbeitern, Kunden und Partnern verpflichtet ist. Wenn sie ihre Vertriebskollegen zu Kundengesprächen vor Ort begleiten, können sie sich aus erster Quelle über das eigene Produkt- und Serviceangebot informieren. HR-Manager, die von der Geschäftsleitung und den Führungskräften zudem regelmäßig über Trends im Unternehmen unterrichtet werden, sind gut gerüstet, um auf dem Bewerbermarkt als Talentscouts erfolgreich zu sein.