Gesunde Führung in der Leistungskultur – gesunde vs. gemütliche Arbeit
17.07.2025 | MOOVE GmbH

Leistungskultur in Deutschland – zwischen Anspruch und Realität
Deutschland ist geprägt von einem tief verankerten Leistungsdenken. Pünktlichkeit, Disziplin, Fleiß – jahrzehntelang galten diese Tugenden als Maßstab für beruflichen Erfolg. Doch in einer Arbeitswelt, die sich zunehmend verändert, geraten diese Werte in eine neue Perspektive. Während sich die einen nach Verlässlichkeit und Produktivität sehnen, wird von anderen das Streben nach Selbstfürsorge und Work-Life-Balance lautstark eingefordert.
In dieser Gemengelage wird Führung zur Schlüsselfunktion: Wie kann gesunde Führung gelingen, ohne die Leistungsfähigkeit der Organisation zu gefährden? Und vor allem – wie unterscheiden wir gesunde Arbeit von dem oft damit verwechselten Konzept „gemütliche Arbeit“?
Gesunde Arbeit ist keine Wohlfühlveranstaltung
Ein Missverständnis hält sich hartnäckig: Gesunde Arbeit wird häufig mit Verwöhnprogrammen oder einem Abbau von Leistungsansprüchen gleichgesetzt. Dabei geht es bei gesunder Arbeit gerade nicht um Bequemlichkeit, sondern um nachhaltige Leistungsfähigkeit.
Gesunde Führung schafft Rahmenbedingungen, in denen Menschen ihr Potenzial entfalten können – und das langfristig. Sie fördert Eigenverantwortung, Klarheit in der Kommunikation, psychologische Sicherheit und sinnvolle Aufgabenverteilung. Das ist kein Wellnessprogramm, sondern eine anspruchsvolle Führungsaufgabe.
Wer gesunde Arbeit fördert, investiert in das Fundament der Leistungskultur: Mitarbeitende, die sich gesehen fühlen, entwickeln nicht nur eine höhere Bindung, sondern sind auch motivierter, eigenständiger und weniger krank.
Fehlzeiten, Krankenkultur und das verzerrte Bild der Resilienz
In Diskussionen über krankheitsbedingte Fehlzeiten wird schnell der Vorwurf laut, Mitarbeitende seien „zu weich geworden“. Tatsächlich belegen zahlreiche Studien jedoch das Gegenteil: Psychische Belastungen, Dauerstress und fehlende Gestaltungsspielräume führen zur Überforderung. Wer krank ist, ist nicht automatisch „nicht leistungsbereit“. Und wer frühzeitig Signale der Erschöpfung ernst nimmt, zeigt keine Schwäche – sondern Verantwortungsbewusstsein.
Gesunde Führung erkennt diese Zusammenhänge und setzt nicht erst an, wenn Ausfälle auftreten. Sie versteht Fehlzeiten nicht als individuelles Versagen, sondern als systemischen Hinweis auf strukturelle Herausforderungen: unklare Rollen, zu hohe Erwartungen, fehlende Pausenräume – oder schlicht eine Kultur, in der Überlastung als Statussymbol gilt.
Zwischen Druck und Vertrauen: Der Führungsauftrag neu gedacht
Führungskräfte stehen oft zwischen den Stühlen: Einerseits sind sie dem Unternehmen verpflichtet, Ziele zu erreichen und Produktivität zu sichern. Andererseits sollen sie empathisch führen, Entwicklung ermöglichen und das Team gesund erhalten. Dieser Spagat gelingt nur mit einem neuen Verständnis von Leistung: nicht als kurzfristige Zielerreichung um jeden Preis, sondern als kontinuierlicher Prozess, der Energie braucht – und Erholung.
Gesunde Führung bedeutet, Belastung und Ressourcen immer wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dazu gehört es, klare Prioritäten zu setzen, Überstunden nicht als Normalzustand hinzunehmen und mutig Nein zu unrealistischen Anforderungen zu sagen – auch nach oben.
Praxisimpulse für eine gesunde Leistungskultur
- Führungskräfte befähigen: Schulungen zu Themen wie Gesprächsführung, Resilienz oder Selbstführung sind kein „nice to have“, sondern elementar. Führung muss lernen, Signale zu erkennen und konstruktiv damit umzugehen.
- Leistung transparent definieren: Was bedeutet „gute Leistung“ im Team konkret? Wer das nicht klärt, fördert Unsicherheit. Gemeinsame Zielbilder und individuelle Entwicklungspfade geben Orientierung.
- Gesundheit als Führungskennzahl: Fehlzeitenquote, Fluktuation und Mitarbeiterzufriedenheit sind messbare Indikatoren für Führungsqualität. Unternehmen, die diese Kennzahlen ernst nehmen, verschieben den Fokus von kurzfristigem Output hin zu langfristiger Leistungsfähigkeit.
- Räume für Reflexion schaffen: Regelmäßige Retrospektiven oder Gesundheitsdialoge ermöglichen es Teams, Belastungen früh zu adressieren. Führungskräfte sollten diese Formate aktiv nutzen und vorleben.
Gesunde Arbeit ist kein Luxus – sie ist die Zukunft der Leistung
Die Debatte um gesunde Arbeit wird häufig emotional geführt – als Gegensatz zwischen „hart arbeiten“ und „sich's gemütlich machen“. Tatsächlich steckt dahinter ein vielschichtiger Wandel: Der Anspruch, Leistung menschlich zu gestalten. Organisationen, die diesen Wandel aktiv mitgestalten, sichern sich nicht nur die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden, sondern auch ihre Zukunftsfähigkeit.
Gesunde Führung ist kein netter Bonus – sie ist betriebswirtschaftlich klug, kulturell notwendig und persönlich wirksam.
Zeit für einen Perspektivwechsel
Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Definition von Leistung zu überdenken: Nicht mehr das „Wie viel“ entscheidet, sondern das „Wie nachhaltig“. Nicht mehr das „Wer kann am meisten?“ zählt, sondern das „Wer kann gemeinsam gesund wachsen?“.
Wer gesunde Arbeit ermöglicht, fördert weder Faulheit noch Mittelmaß – sondern schafft die Voraussetzung dafür, dass Menschen ihr Bestes geben können, ohne sich selbst zu verlieren.
Die Frage ist also nicht: Wie viel Leistung wollen wir?
Sondern: Unter welchen Bedingungen ist Leistung überhaupt möglich – und sinnvoll?
Über den Autor

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HI, WIR SIND MOOVE! Wegbegleiter für erfolgreiches BGM & Gesunde Arbeit.
Als Marktführer im Betrieblichen Gesundheitsmanagement setzen wir Standards für Gesunde Arbeit. Wir verstehen uns als Wegbegleiter unserer Kunden und etablieren individuelle, nachhaltige Gesundheitslösungen, die Organisationen und deren Mitarbeitenden ein gesundes Leben und Arbeiten ermöglichen.