Ein Neustart zwischen Windeln, Zweifeln und KI: Die Geschichte des JobOptimizers
Madeleine Kern | 11.12.2025
Ende November 2024, ich schiebe den Kinderwagen durch Stuttgart mit meinem 2. Kind, das gerade 1 Jahr geworden ist.
Ich habe mir als Selbstständige den großen Luxus gegönnt ein ganzes Jahr „Elternzeit“ zu nehmen. Während sich die HR-Welt damit beschäftigt hat, zu prompten und KI-Tools zu entwickeln, bin ich mit Windeln und Brei beschäftigt. Natürlich habe ich mich ein wenig mit ChatGPT beschäftigt, aber ich war an dem Punkt, dass ich dachte, dass dieses Ding eigentlich zukünftig meinen Job machen kann und wird.
Stellenanzeigen texten war so einfach wie nie. Selbst wenn sie nicht immer gut waren, so war der Output okay. Eigentlich müsste ich doch nur einem CustomGPT beibringen, was meine eigenen Qualitätskriterien an eine Stellenanzeige sind. Ich zücke mein Smartphone und rufe Jasmin an. Ich weiß, dass sie sich in den letzten Monaten deutlich mehr mit „Chatty“ und Stellenanzeigen beschäftigt hat. Wir sind uns recht schnell einig: Ja, das geht. Wir können einem Tool beibringen, was wir für eine sehr gute Stellenanzeige halten. Wir wissen zwar noch nicht genau, wie das geht, aber das bekommen wir schon hin.
Meine Zweifel sind groß. Wie soll ich bitte einer KI was beibringen? Und wie soll das dann jemand abrufen und irgendwie wollen wir ja auch was basteln, das am Ende jemand kaufen und nutzen kann?!?
Ich war zu diesem Zeitpunkt fähig, dem Chat klarzumachen, was ich für Rezepte möchte, wenn mein Kühlschrank wenig hergibt und habe ab und zu probiert, wie ich eine Stellenanzeige aus dem Ding rausbekomme. Ich wusste, es gibt CustomGPTs, aber noch nicht mal die habe ich genutzt. Es war so klar wie Kloßbrühe: Wir brauchen jemanden, der oder die sich mit IT auskennt. Also so richtig mit Software, KI, Website und allem was dazugehört.
Ein paar Wochen gehen ins Land und dann plötzlich die Nachricht von Jasmin, die wie aus einer anderen Welt erscheint: Ich habe übrigens 2 ITler, die haben Zeit und Bock was mit uns zu entwickeln. Moment… WAS? Und so sitzen wir am 24. Januar 2025 zu viert in einem Teams-Call und sind uns sehr schnell einig: Das kann echt was werden.
Max und Kevin haben das Unternehmer-Gen. Sie hatten bereits erfolgreich einen Onlineshop für Schreibwaren hochgezogen, Kevin ist Softwareingenieur und Max ein Data- und Projektmanagement-Profi. Gemeinsam starten wir damit zu klären, was Jasmin und ich eigentlich machen, wenn wir einen Auftrag bekommen, der sich „Feedback zur Stellenanzeige“ nennt. Denn wenn wir einer Maschine beibringen wollen, was wir mit unserem Hirn machen, müssen wir selbst erstmal selbst herausfinden, was in unserem Gehirn passiert. Wir haben dafür keine Anleitung oder ein geplantes Vorgehen. Heraus kommt die „Super-Excel-Liste“ mit über 100 Kriterien, die künftig eine KI prüfen soll, sobald wir ihr eine Stellenanzeige füttern.
Max überführt unseren Hirnschmalz in Prompts, Kevin baut ein ansehnliches und anwendbares Tool und immer wieder wird getestet. Das Testen ist ein langwieriger Prozess. Die KI interpretiert anders als wir es wollen und als wir es im persönlichen Kundenkontakt machen würden. Damit wir nicht am Markt vorbei entwickeln, haben wir uns frühzeitig erste Testkunden gesucht, denen wir das Tool vorführen. Hier können Jasmin und ich zum Glück auf einen Stamm von Kunden aus unseren Beratungstätigkeiten zurückgreifen. So hatten wir schnell ehrliches Feedback und konnten weiterentwickeln und verbessern. Der größte Kundenwunsch: Das Tool soll nicht nur die Stellenanzeige bewerten, sie soll sie direkt schöner schreiben.
So tasten wir uns immer näher an den heutigen JobOptimizer heran. Denn schnell wurde klar, dass so ein Tool nicht nur Stellenanzeigen verbessern soll, sondern auch komplett neue Stellenanzeigen schreiben muss. Als erfahrene Eignungsdiagnostikerinnen ist Jasmin und mir besonders wichtig, dass wir hier mit einer Anforderungsanalyse arbeiten. Die haben wir auf ein mögliches Minimum gekürzt, damit niemand erschreckt und die Fragen sind super einfach für Recruiting und ihre Fachbereiche zu beantworten. Aber ohne geht es nicht.
Zur Walpurgisnacht am 30.4.25 sitze ich auf einem Spielplatz und mein großes Kind turnt mit Freundinnen umher. Im Chat schreibt Max, dass der JobOptimizer nun stabil läuft. Ich klicke rein. Gebe ein paar wenige Worte in die Anforderungsanalyse für einen Bauingenieur ein. Warte 30 Sekunden. Und dann falle ich fast in den Sandkasten. Der JobOptimizer spuckt eine Stellenanzeige aus, die ich mit diesen Informationen nicht besser hätte schreiben können. Schon gar nicht in dieser Zeit. Wir haben es geschafft! „Wir können launchen!“ schreibe ich zurück.
Und so haben wir Ende Mai vor einem Publikum von ca. 80 Personen die erste große Online-Produktvorstellung gehalten. Die Rückmeldungen und Fragen waren zahlreich, sowohl kritisch als auch positiv. Doch vor allem waren wir jetzt am Markt. Der erste Kunde kauft wenige Wochen später 3 Lizenzen für den JobOptimizer. Doch ein Kunde reicht natürlich nicht, um 4 Leute zu ernähren. So beginnt das, was jedes Unternehmen kennt: Vertrieb.
In der Zwischenzeit haben Kevin und Max sich auf das nächste Projekt gestürzt und Jasmin und ich, wir haben uns einen Softwaredienstleister an Board geholt. Mit pep.digital entwickeln wir den JobOptimizer weiter und haben einen technischen Partner an der Seite, falls wir mit unserem IT-Latein nicht mehr weiterwissen.
„Nebenbei“ betreiben wir eine ganze Menge Marketing: Wir haben eine Website und eine LinkedIn Unternehmensseite, die fast täglich mit Content gefüllt wird. Einmal im Monat „grillen“ wir in unserem Onlineformat „Roast My JobAd“ Stellenanzeigen und diese Videos finden sich anschließend auf Youtube wieder. Natürlich zeigen wir hier auch immer wieder, was der JobOptimizer alles kann. Das klingt für Vollzeitgründer vielleicht nach nichts, aber wir machen das mit ca. 8-12 Stunden die Woche pro Person, weil wir noch unsere ursprünglichen Jobs haben.
Doch wir geben nicht auf. Warum auch? Es läuft… langsam, aber in die richtige Richtung.
Besonders stolz macht uns, dass bereits über 60 Leute den JobOptimizer getestet haben, denn das geht 7 Tage kostenlos für jeden. Und die Rückmeldungen sind wirklich beeindruckend. Nicht nur verdoppelte (und sogar verdreifachte) Conversion Rates in kürzerer Zeit, sondern auch eine deutlich höhere Bewerber*innen-Qualität wird uns rückgemeldet.
Ein Jahr nach meinem Anruf voller Zweifel und einer vagen Idee kommen Jasmin und ich unserem Ziel und unserer Mission jeden Tag ein Stückchen näher: „Wir wollen Deutschland von schlechten Stellenanzeigen befreien.“
Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.
Über die Autorin
Madeleine Kern
Madeleine Kern will Deutschland von schlechten Stellenanzeigen befreien. Sie lebt und liebt herausragende Personalarbeit und berät mit Workshops, Trainings und ihrem JobOptimizer kleine, mittlere und große Unternehmen, sich bestmöglich bei potenziellen Bewerbern als Arbeitgeber zu positionieren und somit die passenden Kandidatinnen und Kandidaten zu finden.
Sie freut sich nicht nur über Kunden (www.joboptimizer.de), sondern auch über Wegbegleiter auf LinkedIn.
Und bei Fragen gerne an hallo@joboptimizer.de schreiben.