New Work und Führung: Zwischen Wandel und Verantwortung

18.06.2025 | Jurek Mähler

Quelle: Jurek Mähler

Menschlichkeit als Kern von New Work 

Führung im Kontext von New Work bedeutet vor allem eines: Beziehung gestalten. Es reicht nicht, die richtigen Tools einzusetzen oder Homeoffice zu ermöglichen. Entscheidend ist, wie Führungskräfte mit ihren Teams umgehen – ob sie Vertrauen fördern, Raum zur Mitgestaltung geben und echte Gespräche ermöglichen. Eine gute Führungskraft zeigt Haltung, hört zu und kennt die Bedürfnisse eines jeden Mitglieds des Teams. 

Ein zentraler Aspekt: psychologische Sicherheit. Nur in einem Umfeld, in dem Menschen Kritik äußern und auch Schwächen zeigen dürfen, ohne Sanktionen befürchten zu müssen, kann Zusammenarbeit wirklich gelingen. Das schafft nicht nur ein besseres Miteinander, sondern erhöht langfristig die Leistungsfähigkeit – individuell wie im Team. 

Werte, Routinen und der Rahmen für Selbstbestimmung 

Ein Teamspirit entsteht nicht automatisch. Gerade in virtuellen Strukturen braucht es klare Rituale und Raum für persönliche Begegnung – auch jenseits operativer Meetings. Doch es geht nicht nur um den Austausch, sondern um ein gemeinsames Fundament: Welche Werte teilen wir? Wie arbeiten wir zusammen? Was ist uns wichtig? 

Die Antwort darauf muss nicht von oben diktiert werden. Teams können und sollten sich aktiv mit diesen Fragen auseinandersetzen. Wenn dabei gemeinsame Werte wie Selbstbestimmung oder Verantwortung sichtbar werden, können Führungskräfte gezielt den passenden Rahmen schaffen. Es geht um „Raum und Rahmen“: Einerseits Freiraum zur Entfaltung, andererseits klare Spielregeln für das Miteinander. 

Führungsverhalten als Spiegel der Unternehmenskultur 

Führung prägt Kultur – und umgekehrt. Wer New Work ernst nimmt, muss sich auch fragen, welche Art von Führung das Unternehmen braucht. Cholerische Führung, Mikromanagement oder unklare Kommunikation stehen einer gesunden Unternehmenskultur im Weg. Moderne Führung bedeutet, andere besser zu machen, als man selbst ist – nicht, sie zu kontrollieren. 

Das erfordert Selbstführung. Denn wer dauerhaft für andere da sein will, muss gut für sich selbst sorgen. Führung ist emotionale Arbeit – manchmal auch anstrengend. Der Anspruch, immer Vorbild zu sein, ist hoch. Doch wer mit ehrlichem Interesse führt, wer die Mitarbeitenden als Menschen sieht und sich selbst nicht ausklammert, kann diese Rolle glaubwürdig leben. 

Gesundheit: Kein Nebenaspekt, sondern zentral 

New Work darf nicht nur auf Effizienz zielen. Der Wandel bringt Chancen, Arbeitsstrukturen gesund zu gestalten – für Körper, Geist und Miteinander. Gerade nach den Erfahrungen der Pandemie hat das Thema Gesundheit an Bedeutung gewonnen. Unternehmen, die ernsthaft auf gesunde Führung, gesunde Kommunikation und sinnvolle Arbeitsgestaltung setzen, stärken nicht nur ihre Attraktivität, sondern auch ihre Zukunftsfähigkeit. 

Gesunde Routinen sind dabei ein wichtiger Hebel – individuell und im Team. Ein Meeting-freier Tag in der Woche kann ebenso entlastend wirken wie klare Pausenstrukturen oder ein bewusst gesetzter Arbeitsbeginn. Was zählt, ist die bewusste Gestaltung: Welche Abläufe stärken die Konzentration, reduzieren Stress und ermöglichen fokussiertes Arbeiten? 

Routinen, die zur Kultur passen 

Routinen geben Orientierung – besonders in Zeiten der Unsicherheit. Sie helfen, den Tag zu strukturieren, Energie sinnvoll einzusetzen und Handlungsspielräume zu nutzen. Dabei gilt: Nicht jede Routine passt zu jedem Menschen oder zu jedem Team. Deshalb ist Dialog entscheidend. Führung bedeutet hier, Angebote zu schaffen, Feedback einzuholen und Anpassungen zu ermöglichen. 

Zugleich müssen individuelle Routinen mit Teaminteressen in Einklang stehen. Was der einen Person Struktur gibt, kann für die andere einschränkend wirken. Führungskräfte sind hier gefordert, Balance zu schaffen – zwischen Individualität und gemeinsamer Richtung. 

Fazit: New Work gelingt nur mit neuer, gesunder Führung 

New Work ist kein Selbstläufer. Es braucht Führungskräfte, die bereit sind, Verantwortung neu zu denken – weg von Kontrolle, hin zu Ermöglichung. Es braucht Unternehmen, die Kultur nicht als Plakat, sondern als gelebte Realität verstehen. Und es braucht Teams, die sich einbringen, die mitgestalten und gemeinsam wachsen wollen. 

Dazu gehört, sich Zeit zu nehmen – für echte Gespräche, für Feedback, für Reflexion. Denn gute Führung zeigt sich nicht in Hochglanz-Präsentationen, sondern im Alltag: Wenn Entscheidungen nachvollziehbar sind, wenn Menschen sich gesehen fühlen und wenn Teams auch in herausfordernden Zeiten zusammenhalten. 

Über den Autor

Portrait von Jurek Mähler

Jurek Mähler

Jurek Mähler ist Visionär, Macher und Optimist mit dem Willen, die Arbeitswelt getreu nach dem Motto „Arbeitszeit ist Lebenszeit“ positiv mitzugestalten. Ob als Führungskraft bei B·A·D als Leiter der Gesundheitszentren Kiel und Lübeck, Botschafter für Gesundheitsmanagement oder Beiratsmitglied von Europas bedeutendster Personalmesse Zukunft Personal: In seinen unterschiedlichen Rollen schlägt er die Brücke zwischen Gesundheit, Organisationsentwicklung und New Work und zeigt auf, wie jedes Unternehmen aktiv zum Wohlbefinden der Mitarbeitenden beitragen kann.