ARBEIT, DIE MITWÄCHST: LEBENSPHASENORIENTIERTE ANSÄTZE IM GESUNDHEITSMANAGEMENT 

18.12.2025 | Think Tank Corporate Health

Quelle: Zukunft Personal

Warum Lebensphasenorientierung heute entscheidend ist

Die Anforderungen an moderne Arbeitswelten sind komplexer denn je. Unternehmen stehen unter dem Druck des demografischen Wandels, kämpfen mit Fachkräftemangel und sehen sich gleichzeitig mit einem steigenden Bedürfnis nach Flexibilität und Sinnhaftigkeit konfrontiert. In diesem Spannungsfeld wird deutlich: Gesundheit am Arbeitsplatz ist nicht länger ein isoliertes Thema, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor - insbesondere dann, wenn sie lebensphasenorientiert gedacht wird.

Denn Mitarbeitende durchlaufen im Laufe ihres Berufslebens verschiedene Lebensphasen, die jeweils eigene Herausforderungen und Bedürfnisse mit sich bringen. Berufseinsteiger:innen benötigen Orientierung und Entwicklungsmöglichkeiten, Eltern brauchen Flexibilität und Entlastung, während ältere Mitarbeitende Wert auf Anerkennung und gesunde Rahmenbedingungen legen. Eine Unternehmenskultur, die diese Unterschiede erkennt und darauf reagiert, schafft nicht nur gesündere Arbeitsbedingungen, sondern auch eine höhere Mitarbeiterbindung und gesteigerte Produktivität.

Lebensphasenorientierung als strategischer Hebel 

Lebensphasenorientierte Gesundheitsstrategien sind weit mehr als ein nettes Extra. Sie sind ein Ausdruck von Wertschätzung und gleichzeitig ein Instrument zur Steuerung von Unternehmenszielen. Studien zeigen, dass Unternehmen, die gezielt auf die Lebensphasen ihrer Mitarbeitenden eingehen, nicht nur Fehlzeiten reduzieren, sondern auch die Motivation und das Zugehörigkeitsgefühl stärken.

Dabei geht es nicht um aufwendige Großprojekte, sondern um kluge, praxisnahe Ansätze, die sich mit überschaubarem Aufwand in bestehende Strukturen integrieren lassen. Drei solcher Ansätze haben sich in der Praxis besonders bewährt.

1. Persönliche Check-ins entlang des Lebenslaufs 

Statt standardisierter Mitarbeitergespräche setzen fortschrittliche Unternehmen auf individuelle Check-ins, die gezielt auf die jeweilige Lebenssituation eingehen. Ob Berufseinstieg, Elternzeit, Mid-Career-Umbruch oder Vorbereitung auf den Ruhestand. Jede Phase bringt neue Fragen und Herausforderungen mit sich. 

Diese Gespräche müssen nicht aufwendig sein. Ein strukturierter Fragenkatalog, eingebettet in bestehende HR-Prozesse, reicht oft aus, um frühzeitig Unterstützungsbedarfe zu erkennen. Entscheidend ist, dass Führungskräfte sensibilisiert sind und wissen, welche Angebote – von Mentoring über flexible Arbeitszeitmodelle bis hin zu Gesundheitscoachings – zur Verfügung stehen. So entsteht ein Dialog, der nicht nur Vertrauen schafft, sondern auch konkrete Maßnahmen ableitet.

2. Eine Benefit-Architektur, die mit dem Leben wächst 

Viele Unternehmen bieten Benefits an. Doch oft sind diese nicht auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmt. Eine lebensphasenorientierte Benefit-Strategie denkt modular: Junge Eltern profitieren von Kinderbetreuungszuschüssen, Mid-Career-Profis von Sabbatical-Optionen, ältere Mitarbeitende von ergonomischer Beratung oder Vorsorgeprogrammen.

Der Einstieg gelingt über eine Analyse der Belegschaftsstruktur: Wer arbeitet bei uns und in welchen Lebensphasen sind die Mitarbeitenden gerade? Darauf aufbauend lässt sich ein flexibler „Baukasten“ entwickeln, der über ein zentrales Portal oder in Teammeetings kommuniziert wird. So entsteht ein System, das nicht nur Wertschätzung signalisiert, sondern auch gezielt zur Gesundheitsförderung beiträgt.

3. Gesundheitskommunikation, die Menschen wirklich erreicht 

Gesundheitsangebote gibt es viele, doch sie verpuffen oft, weil sie nicht zur Lebensrealität der Zielgruppe passen. Eine wirksame Gesundheitskommunikation orientiert sich deshalb an den Lebensphasen: Junge Führungskräfte interessieren sich für Stressprävention, Mitarbeitende in der Produktion ab 50 für Rückentraining oder Schlafberatung. 

Hier braucht es keine neue Kommunikationsabteilung. Bestehende Kanäle wie Intranet, Newsletter oder Führungskräftebriefings lassen sich gezielt nutzen, um relevante Inhalte zu platzieren. Wichtig ist, dass die Botschaften klar, lebensnah und zielgruppengerecht formuliert sind und dass sie regelmäßig aktualisiert werden.

Erfolgsfaktor: Partizipation und psychologische Sicherheit 

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Einbindung der Mitarbeitenden in die Gestaltung gesunder Arbeit. Eine partizipative Zielgestaltung und die Integration verschiedener Stakeholder führt zu einer stärkeren Unternehmenskultur und höherer Mitarbeiterzufriedenheit. Psychologische Sicherheit, Wertschätzung und persönliche Entwicklung sind dabei keine weichen Faktoren, sondern harte Erfolgsgrößen. 

Lebensphasenorientierung beginnt mit Haltung – und wirkt auf die Zahlen 

Lebensphasenorientierung ist keine komplexe HR-Reform, sondern eine Haltung. Sie beginnt mit der Bereitschaft, zuzuhören und hinzuschauen: Was bewegt die Menschen in unserem Unternehmen? Heute, morgen, übermorgen? Wer diese Perspektive in seine HR- und BGM-Strategien integriert, schafft nicht nur gesündere Arbeitsbedingungen, sondern auch eine Unternehmenskultur, die mit den Menschen wächst. 

Und das wirkt sich messbar aus: Reduktion von Fehlzeiten, höhere Bindung, gesteigerte Produktivität und nicht zuletzt ein Image als attraktiver Arbeitgeber. Lebensphasenorientierte gesunde Arbeit ist kein Trend. Sie ist die Zukunft.

Über die Autoren

ZP Think Tank Corporate Health

Bastian Schmidtbleicher-Lück, Jurek Mähler und Oliver Walle - Mitglieder des ZP Think Tanks Corporate Health und Vordenker im Bereich Gesunde Arbeit mit langjähriger Erfahrung im Betrieblichen Gesundheitsmanagement und Expertise bei der Beratung von Unternehmen zur Gestaltung gesunder Arbeitsbedingungen.