Ein identischer Reiz und jeder Mensch reagiert anders

12.08.2020 | MOOVE GmbH

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- Psychische Belastungen und Beanspruchungen -

Psychische Belastungen und Beanspruchungen werden meist fälschlicherweise als Synonyme betrachtet und genutzt. Doch Beanspruchungen werden sehr individuell wahrgenommen, wohingegen Belastungen keiner subjektiven Wertung unterliegen, sondern immer identisch sind und ausschließlich von der wahrgenommenen Beanspruchung gewertet werden. An Beispielen aus dem Privaten sowie aus dem Beruflichen soll dies in einem ersten Schritt deutlich werden.

Es ist ein wunderschöner Sommermorgen. Die Sonne steht hoch am Himmel und lädt förmlich zu einem Tag in der Natur ein. Wie passend, dass Sie sich heute für einen Tag in den Bergen verabredet haben. Und da kommen Sie auch schon an Ihrem heutigen Ausflugsziel an: ein Klettersteig.

Eine angenehme Route mit wunderbarem Ausblick. Da stimmen Sie, ohne zu zögern zu, gleich im Anschluss zu einem weiteren Klettersteig zu fahren. Aber den hatten Sie sich anders vorgestellt …

Freudestrahlend steht Ihre Begleitung neben Ihnen und ist voller Vorfreude darauf, die vor sich erstreckende 200m hohe Felswand zu erklimmen. Hoch oben sehen Sie gekonnt einen erfahrenen Kletterer Wege fernab der vorgegebenen Route erkunden. Und Sie? Sie stehen vor der Felswand und sind sich auf einmal nicht mehr so sicher, ob genau das Ihr richtiges Ausflugsziel ist …

Bezogen auf den Arbeitskontext modelliert sich diese Situation etwas anders: Der Arbeitstag ist schon fortgeschritten, Ihr kommt Chef mit einer zusätzlichen, dringlichen Aufgabe auf Sie und Ihr Team zu. Person A freut sich über die Abwechslung und fängt sofort mit der Bearbeitung an. Für Person B ist die Aufgabe ähnlich der täglichen Aufgaben, sodass sie die Angelegenheit mehr oder weniger nebenbei erledigt. Person C erledigt die zusätzliche Aufgabe nach einigem Gemecker, ist beim Erledigen etwas unsicher. Sie ist noch am nächsten Tag über die kurzfristige Mehrarbeit verärgert. Für Person D kommt die zusätzliche Aufgabe sehr ungelegen, da sie unter Termindruck bei ihrer eigentlichen Arbeitsaufgabe steht. Eine Rücksprache mit dem Chef führt dazu, dass ein anderer Mitarbeiter mit der Erledigung beauftragt wird.

Diese Beispiele zeigen, dass eine objektiv betrachtet identische Situation – egal ob im Privaten oder im Beruflichen - bei verschiedenen Personen zu unterschiedlichen Bewertungen und Reaktionen führt. Abhängig von verschiedensten Faktoren, wie den eigenen Erfahrungen, Kompetenzen, Ressourcen, Emotionen und der inneren Haltung, lösen Reize unterschiedliche Reaktionen aus.

Definition psychische Belastung und Beanspruchung

„Psychische Belastung ist die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken.“ Im Arbeitskontext zählen dazu die Dimensionen Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation, Arbeitsumgebung und soziale Faktoren wie Vorgesetztenverhalten oder Betriebsklima. Wichtig ist, dass diese Belastung als Reiz neutral ist.

Die Einflüsse haben unterschiedliche Auswirkungen. So können diese im positiven Sinne aktivieren als auch im negativen Sinne blockieren.

„Psychische Beanspruchung ist die unmittelbare Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien.“

Übersteigen die Anforderungen einer Aufgabe die momentanen Möglichkeiten und Ressourcen einer Person, entsteht beispielsweise Stress. Die Person fühlt sich unwohl, ist nervös und wird fehleranfälliger. Dies ist die akute psychische Beanspruchung, die bei längerem Auftreten der wirkenden Einflüsse und damit psychischen Beanspruchungsreaktionen langfristige Folgen nach sich ziehen kann. Dies kann sich dann u.a. durch körperliche Auswirkungen wie Bluthochdruck und Muskel-Skeletterkrankungen, Schlafstörungen, Leistungsminderungen sowie einer Anfälligkeit für Erkrankungen oder dem Einstellen von Resignation zeigen.

Ich bin ein Individuum – genau wie Du

Wenn bewusst ist, dass alle Menschen unterschiedliche Voraussetzungen haben, fällt das objektive Betrachten einer Situation meist einfacher. So steht hinter einem Verhalten in der Regel keine böse Absicht des Gegenübers.

So konnte im ersten Beispiel die Kletterbegleitung nicht wissen, dass der zweite Klettersteig für Sie eine größere Herausforderung bedeutet als für sich selbst. Und auch der Chef hat die zusätzliche Aufgabe nicht böswillig eingegeben, um das Team unter Druck zu setzen. Er hat die Situation durch seine individuelle Ausgangssituation sehr wahrscheinlich nur anders wahrgenommen und bewertet und sich in dem Zuge zur kurzfristigen Eingabe der Aufgabe entschieden.

Das Bewusstsein darauf zu lenken, hilft Ihrem Gegenüber Wertschätzung entgegenzubringen und Ärger sowie Konfliktpotentiale zu reduzieren.

Ist meine Reaktion immer gleich?

Doch wie Sie oder Ihre Mitmenschen reagieren, ist nicht in Stein gemeißelt und auch nicht in derselben Situation immer wieder identisch. Es kommt auf viele verschiedene – veränderbare - Faktoren an.

So ist die momentane Leistungsfähigkeit durch einen gesunden Lebensstil beeinflussbar: Ausreichend Schlaf, körperliche Fitness durch Sport und Ernährung sowie ausreichend Erholungszeiten. Alles zusammen sind Maßnahmen, die die eigenen Energiespeicher auffüllen und die körpereigenen Ressourcen stärken und damit auch den Umgang mit einer Belastungssituation beeinflussen.

Über die Zeit verändern sich die individuellen Voraussetzungen, z.B. die eigenen inneren Einstellungen. Ihnen ist auch bei sich bestimmt schon aufgefallen, dass in den unterschiedlichen Lebensphasen unterschiedliche Bereiche prioritäre oder nachgelagerte Stellung einnehmen – und sich somit die persönlichen Werte verändern. Doch Sie können sich jederzeit bewusst mit Ihren Einstellungen auseinandersetzen und Ihr Verhalten reflektieren. Vielleicht decken Sie den ein oder anderen Glaubenssatz auf, der bei Ihnen häufig zu negativen Gefühlen wie Unmut oder Unsicherheit führt und können durch das alleinige Aufdecken bereits einen besseren Umgang für sich selbst ermöglichen.

Auch wenn es sich nicht immer so anfühlen mag: Sie haben stets die Wahl, welche Bewältigungsstrategie Sie anwenden und damit welche Reaktion Sie dem Gegenüber zeigen.

Doch nicht jede Wahrnehmung einer Beanspruchung muss nur durch die eigenen Werte und Einstellungen bestimmt werden. Im Arbeitskontext gibt es immer wieder Rahmenbedingungen, die dazu beitragen, dass die psychischen Belastungen, die gehäuft zu negativen psychischen Beanspruchungen und deren langfristigen Folgen führen, auftreten. Doch auch der Arbeitgeber ist gemäß §5 ArbSchG dazu verpflichtet, eben genau diese Rahmenbedingungen zu reduzieren und Maßnahmen zu ergreifen, dass Sie als Arbeitnehmer solchen Belastungssituationen weniger oft ausgesetzt sind. Dazu werden im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen in einem ersten Schritt die Belastungen mit Gefährdungspotential identifiziert, um daran anschließend geeignete Maßnahmen zu entwickeln, umzusetzen, auf Erfolg zu überprüfen und ggf. anzupassen. Ein kontinuierlicher Prozess wird in Gang gesetzt.

Achten Sie auf Ihre Energiespeicher. Stehen Sie zukünftig erneut vor einer sehr herausfordernden Steilwand …

… halten Sie kurz inne und atmen tief durch. Sie haben die Wahl, wie Sie reagieren.

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