Sicherheit in unsicheren Zukünften?

08.11.2022 |  ZP Europe Think Tank

Personen des ZP Think Tank unterhalten sich
Quelle: Sven Semet/Assima

Was heißt es zukunftsfähig zu sein und wie können wir das “zukunftsfähig sein” erlernen?


Der ZP Think TankLearning hat zu einem Learning Cafe Format auf der Zukunft Personal Europe in Köln eingeladen und viele sind dieser Einladung gefolgt. Nach Impulsvorträgen von Markus Herkersdorf und Pivi Scamperle zum Thema “Unsichere Zukünfte” wurde in der 90-minütigen Session beim LearningCafe moderiert von Anja Schmitz in einer wunderbaren und tollen Atmosphäre diskutiert, um die 3 untenstehende Fragestellungen durch Erfahrungen, Ideen, Impulse zu beantworten. Eine Fortsetzung dieser Diskussionen wurde anschließend durch Sven Semet im Rahmen einer LinkedIn Gruppe “Think Tank Learning & Friends” angeregt, um auch längerfristig in einer Expert:innen-Community einen Austausch zu ermöglichen.  Dazu sind auch weiterhin noch alle interessierten Leser:innen eingeladen dieser Gruppe zum Austausch von Fragen, Antworten, Empfehlungen, Use Cases und Best Practices zu Learning & Development auf LinkedIn beizutreten.

Sven Semet und andere Personen unterhalten sich
Quelle: Sven Semet/Assima

Um die 3 Fragestellungen des Learning Cafes zu vertiefen, haben wir hier eine Zusammenfassung erstellt:


1. Fragestellung: Wie werden alle Lernenden wieder oder noch mehr zu Selbstlernenden mit eigener Verantwortung? – Und wie kann man dieses fördern. 


Nur mal angenommen, Du bist in einer Organisation in deiner aktuellen Profession als Mitarbeiter:in beschäftigt. Mit diesen Worten haben wir alle 3 Runden eingeleitet, um es allen leichter zu machen, die Perspektive des / der Lernenden einnehmen zu können. Denn es war für alle Teilnehmenden gar nicht so leicht in die Rolle bzw. Perspektive des / der Lernenden zu wechseln. Es fällt uns eben immer leichter gute Tipps und Ratschläge zu geben.


Mehr und mehr konnten wir dann rausarbeiten, dass Lernende zu Gestaltung ihres Lernprozesses, sich generell frei fühlen wollen und ihren Lernprozess selbst steuern möchten. Um die Ownership für das Lernen inhaltlich wie auch strukturell übernehmen zu können braucht es neben einem transparenten, Technologie gestütztem Angebot und einer vereinbarten Lernzeit, dass Vertrauen von Führungskräften, dass diese auch sinnvoll genutzt wird.


Aber ein Selbstbestimmtes Lernen fängt nicht erst in dem Augenblick an, wenn ich meinen Lerncontent auswähle, mir eine Lernreise zusammenstelle oder tatsächlich lerne. Die Verantwortung für dieses Lernumfeld fängt schon viel früher ein. Nämlich dann, wenn ich mir Gehör verschaffe, um aktiv mein selbstbestimmtes Lernen einzufordern, in Form von Zeit und Budget. Es gibt immer noch Lernangebote in Organisationen, die nur bestimmten Zielgruppen zugänglich sind. Solche Lern-Grenzen kann ich proaktiv hinterfragen und vielleicht auch verschieben.


Darüber hinaus können alle auch Lern-Vorbild oder Mentor:in sein, sowohl mit meinen Lernverhalten wie auch mit meiner Haltung zum Lernen. Dazu gehört zum einen die permanente Selbstreflexion, wie aber auch die Bereitschaft altes zu verlernen, um neuem Platz zu machen. In einem offenen Lern- und Arbeitsumfeld kann ich permanent mein Wissen teilen, denn lernen findet immer mehr auch direkt im Arbeitsprozess statt.


Wir fanden auch heraus, dass selbstbestimmtes Lernen nur dann gelingen kann, wenn ich gesund bin und mit mir und meinem Umfeld im Einklang bin. Dazu gehört auch die Offenheit und Erlaubnis, Auszeiten vom Lernen nehmen zu dürfen. 

Fragestellungen des ZP Think Tanks
Quelle: Sven Semet/Assima

2. Fragestellung: Welche externen Faktoren müssen wir berücksichtigen in der Corporate Learning Strategie?


Die zunehmende Digitalisierung macht auch beim Lernen nicht halt und neue Technologieen ermöglichen neue Lernweisen. Jedoch durch die Resourcenknappheit aber auch den demographischen Wandel ergeben sich hier Herausforderungen die z.B. ein Re- oder Upskilling in den bestehenden Organisationen notwendig machen. Virtualisierung, Künstliche Intelligenz, Mobiles Arbeiten sind auf der technologischen Seite zu betrachten. Der Wertewandel, Marktanforderungen, Kundenbedürfnisse und auch Nachhaltigkeit und Ökologie sind in den Unternehmensstrukturen wichtige Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, um die Kundenbedürfnisse und Erwartungen - hier der Mitarbeiter:innen – zu erfüllen. Auch politische Faktoren bei Aus- und Weiterbildung wurden hierbei diskutiert und als wichtige Rahmenbedingungen genannt.

Fragestellungen des ZP Think Tanks
Quelle: Sven Semet/Assima

3. Fragestellung: Welche Rolle kommt der Corporate Learning Organisation bei der Neuausrichtung der Neuausrichtung zu?


Bei dieser Fragestellung wurde sehr schnell die Thematik und als Erkenntnis die besondere Problematik “Top down oder Bottom up” Entscheidungen oder Steuerung diskutiert. Eine Aussage wie “das Top-Management muss den Knall hören” erzeugte eine kontroverse Diskussion, ob das Top-Management hier Verantwortung übernehmen soll oder nicht. Es wurde auch die Meinung vertreten, dass das Management mehr als Coach agieren soll, um das Selbstbestimmte Lernen zu ermöglichen. Wichtig hierbei ist auch hier der Fokus auf “Alte Muster aufbrechen” und “Out-of-the-Box denken”, um eine selbstlernende Organisation zu gestalten. Vertrauen soll gestärkt werden, eine Fehlerkultur geschaffen und damit die Sicherheit im Unternehmen zum einen neu definiert und auch wertgeschätzt werden. Über neue Kommunikationskanäle sollen eher langfristige Maßnahmen etabliert und damit der Kundenfokus intern und auch extern gestärkt werden. Die Situation “unsichere Zukünfte” soll durch einen Kulturwandel im Unternehmen “hoffähig” gemacht werden und damit ein “raus aus der Hilflosigkeit” dort wo diese evtl. existiert, ermöglicht werden.

Fragestellungen des ZP Think Tanks
Quelle: Sven Semet/Assima

Als Fazit dieser Veranstaltung lässt sich sicherlich das sehr große Interesse festhalten, welches sowohl durch die zahlreichen Teilnehmenden aus diversen Organisationen und Unternehmen als auch die intensiven Diskussionen in der dann doch plötzlich kurzen 90-minütigen Session erkennbar ist. Wir seitens des ThinkTankLearning wollen diesen Diskurs gemeinsam mit weiteren Vordenker:innen fortsetzen und laden zur Diskussion virtuell auf LinkedIn oder bei einer der nächsten Zukunft Personal Veranstaltungen ein. Direkten Kontakt kann gerne zu Anja Schmitz, Pivi Scamperle, Markus Herkersdorf, Christian Friedrich, Beate Bruns oder Sven Semet aufgenommen werden.