ZPDX People Analytics: Margittas Gedanken zum ZPDX-Tag vom 28. Februar 2023

09.03.2023 | Margitta Eichelbaum

Grafik zum ZPDX People Analytics Tag
Quelle: Zukunft Personal

Meine Gedanken zum ZPDX-Tag "People Analytics" vom 28. Feb. 2023:

Grundsätzlich sind alle ZP Digital Experience Days geprägt von einem spannenden Experten-Mix aus verschiedenen Blickwinkeln und Branchen. Diese virtuellen Thementage finden seit Februar 2022 in regelmäßigen Abständen statt und greifen aktuelle HR-Themen wie Fachkräftemangel und Employer Branding, KI und Digitalisierung, HR und Recht auf.

Kostenlos für Sie als Teilnehmende und sehr wertvoll für die HR-Community. Das bringt mich direkt zum Sponsor des heutigen Tages, Haufe, ein ganz herzliches Dankeschön an Haufe HR Services und stellvertretend an Felix Kubatsch, den wir um 10:45 Uhr zum Thema digitale Personalakte hören und sehen. Danke Haufe, dass ihr diesen Tag möglich macht!

Die sechs unterschiedlichen Fachgebiete und Inhalte rund um People Analytics sind:  

•    Freude an Daten im Personalwesen -wie geht das? 
•    Digitale Personalakten für People Analytics nutzen, Felix Kubatsch von Haufe HR Services 
•    Gefühle, Emotionen und Intuition versus Zahlen, Daten, Fakten 
•    Was hilft dabei eine nachhaltige Arbeitgebermarke zu entwickeln
•    New Way of Headhunting - Do It Yourself 
•    People Analytics: Rechtliche Fallstricke, die man kennen sollte

Los ging es am Dienstag, den letzten Tag im Februar direkt um 9.30 Uhr mit Wiebke Apitzsch aus Hamburg. Wiebke ist selbstständige Unternehmerin mit viel Industrieerfahrung zum Thema Daten und HR, studiert hat sie in München und dann ihr Handwerk“ in der Unternehmensberatung in über sieben Jahren in vielen HR-Projekten angewendet. Und wenn man die Freude an den Daten entdeckt, dann können solche eher erstmal trocken klingenden Datenanalysen auch richtig Freude machen, sagt sie. Aber wie geht das? Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für die Freude an den Daten? Wiebke erklärt, dass Datenprojekte ja oft gar keine reinen IT-Projekte sind, sondern dass es sich sehr oft um Change-Projekte handelt. Dann stellt sich schnell die Frage, was ist der eigentliche Sinn dieses Projektes? Und es braucht auch ein Verständnis, dass sich nicht jeder über mögliche Veränderungen freut und vielleicht auch in der letzten Zeit zu viel an Veränderung erlebt hat. Diese Menschen gilt es abzuholen, zu überzeugen und in dem Change-Prozess mitzunehmen. Wichtig an der Stelle ist eine Grundsatzfrage: Was wollen wir als Unternehmen erreichen und was ist die Unternehmensstrategie? Was ist dann die daraus folgende People-Strategy dazu? Welche Führungskultur haben wir eigentlich aktuell und welche Talente und Fähigkeiten haben die Mitarbeitenden und die Organisation? Daten sind hier eigentlich „nur“ Mittel zum Zweck, aber die Daten können gute Antworten auf diese Fragen geben. Wenn die Daten dazu genutzt werden, um z.B. die Talente besser einzusetzen und das Unternehmen zukunftsfähig zu machen, dann ist das toll und die Freude kommt dann fast automatisch. Deshalb ist ein offener Diskurs im Unternehmen wichtig, sagt Wiebke. Menschen machen Dinge, die sie verstehen. Erst das Warum verstehen, dann klappt es auch mit der Freude und den Daten. In diesem Sinne viel Freude an People Analytics und ihren Datenprojekten.

Weiter ging es nach einer kleinen Pause mit Felix Kubasch und Haufe, dem Sponsor des heutigen Tages. Felix ist seit mittlerweile sechs Jahren bei Haufe, aktuell in der Position eines Produktmanager und sein Motto Create software with a team - it´s great. Vom Background ist er Bauingenieur mit einem Master in Business Administration und führte uns fundiert und souverän durch die Anwendung „Digitale Personalakte“, die einen Fundus an aktuellen und validen Daten birgt, aus denen sich mithilfe von People Analytics wichtige Trends und Prognosen ableiten lassen. Felix zeigte uns, welche Datenanalysen hier möglich sind und das war wirklich beeindruckend. Aber er wies auch auf das Thema Datenschutz hin, also Achtung beim Datenschutz! Anonymisierung, Zweckbestimmung und minimale Datenhaltung, das ist der gesetzliche Rahmen, den es zu beachten gilt. Wie gut, dass wir nachher dazu auch einen Experten haben, aber jetzt ein großes Danke an Felix, danke an Haufe für diesen inhaltlich reichhaltig und kundigen Vortrag, für weitere Informationen einfach Felix kontaktieren. Dem Ingenieur ist ja bekanntlich nichts zu schwer😉.

Um Punkt 12 Uhr ging es weiter mit Tim Verhoeven, er stellt die Verbindung von Daten und Gefühlen her. Das berühmt berüchtigte Bachgefühl und die Daten, wie passt das eigentlich zusammen? Tim Verhoeven ist Senior Manager Talent Intelligence bei Indeed und blickt auf mehr als elf Jahre Recruitingerfahrung zurück, unter anderem als Recruitingleiter bei Unternehmensberatung BearingPoint, bei Vodafone und der TKN AG. Aber er hat auch noch ein weiteres Leben als Autor, Blogger und Dozent für Themen im Recruiting und Employer Branding. Was sind seine Erkenntnisse bei der Suche nach Fachkräften? Der Suchbegriff Softwareentwickler ist beispielsweise sehr performant und IT-Fachkräfte suchen vor allem nach Fähigkeiten, z.B. 61 % suchen nach technischen Fähigkeiten wie Python, Java C#, PHP, Javascript, SQL usw. und nur 39% suchen explizit nach IT-Jobtiteln. Jobsuchende nutzen überwiegend das generische Maskulinum, aber wenn ein Beruf in der Realität eher weiblich besetzt ist, dann kann das auch anders sein, z.B. bei Verkäuferinnen mit 1,4 Mio. Suchanfragen, gegen über dem Verkäufer mit nur 300.000 Anfragen und dem Verkauf mit 250.000 Anfragen, hätten sie das gedacht, interessant. Und vom Gefühl würde man denken, dass die Jobsuche i.d.R. am Wochenende stattfindet, oder? Die Daten zeigen aber, dass der Montag der stärkste Tag für die Jobsuche ist, beworben wird sich dann allerdings am Wochenende. Und das ist nicht typisch deutsch, sondern europäischer Standard. Indeed verschickt 4,8 Millionen JobAlerts in Deutschland, ¼ sind eigentlich festgebundene Menschen und die restlichen  ¾ sind interessiert und aktiv auf Jobsuche. Auch interessant, dass die Gen Z und die Boomer seltener aktiv auf Jobsuche sind, zumindest nach Datenlage, nicht gefühlt.

Was ist den Suchenden besonders wichtig? Knapp 85% wollen eine grundsätzliche Flexibilität der Arbeit, also örtliche und zeitliche Flexibilität und für 79% sind die Ziele und die Werte der Organisation wichtig bei der Jobsuche, Form und Inhalt der Arbeit entscheiden also zu großen Teilen, ob sich Menschen bewerben. Danke an Tim für diesen interessanten Vortrag zu den Daten der Suchenden, die manchmal, aber nicht immer mit der gefühlten Wahrheit übereinstimmen. Jetzt wünschen wir Dir und Deiner Familie alles Gute und freuen uns wieder von Dir zu hören.

Nach der Mittagspause ging es weiter mit People Analytics und weiteren Daten und zwar warmen und kalten Daten: Die klassischen KPI‘s  werden COLD DATA genannt und von WARM DATA spricht man, wenn es sich um Verbundenheitsdaten und eine systemische Perspektive auf die Organisation handelt, aber was es genau damit auf sich hat uns Tobias Grewe erzählt. Er ist Senior Executive, B2B Communication und Employer Branding Expert und begleitet die strategische Kommunikation von Marken und Organisationen als Narrative Consultant. Tobias hilft Menschen und sozialen Systemen über das Erzählen ihrer persönlichen Geschichten zum Kern zu finden. Denn wir Menschen lieben Geschichten, das war schon immer so und das ist auch heute noch so. Der Kern in einer Geschichte sagt aus, was gebraucht wird, was kommuniziert wird oder vielleicht auch was sich verändern darf. Seine Erfahrungen und sein Wissen hat Tobias Grewe sich bei Agenturen wie Serviceplan und BBDO erarbeitet und er sagt, Emotionen gehören an den Arbeitsplatz. Das ist ja mal eine Aussage! Und dann zeigt er uns das Kunstwerk einer Kölner Künstlerin, eine freischwebende Skulptur mit der Aussage, dass alles immer und jederzeit einen Einfluss auf das gesamte System hat. Tobias sagt, Human Experience@Work ist das, was wir als Menschen tagtäglich erleben. Und deshalb ist es wichtig, immer einmal wieder einen „Blick in den Kühlschrank“ der Organisationen zu werfen und zu schauen, was da „gefühlt“ gekühlt oder sogar eingefroren wurde. Was sind die entscheidenden Erlebnisse und was sollte vielleicht einmal herausgenommen werden, aufgewärmt und versorgt oder auch entsorgt werden?  Deshalb spricht Tobias von WARM DATA und all den Geschichten und Informationen, über ein System, es sind die qualitativen Erkenntnisse eines komplexen Unternehmens. Seine Zusammenfassung: Organisationen sind alles, was erzählt wird. Und die Mutter aller „Kernkompetenzen“ ist das Zuhören, es lohnt sich also gut zuzuhören bei all den Geschichten, die im Unternehmen so erzählt werden, Ohren auf!

Weiter ging es dann mit dem Zufall, ein mathematisch eher als unwahrscheinlich angenommener Zustand, der aber deutlich mehr die Regel ist, als die Ausnahme, sagt Dr. Annika Mutius. Sie ist promovierte Mathematikerin und sollte es ja wissen. Das Suchen und Finden von passenden Bewerber:innen ist oft ein langer Prozess, in dem der Zufall dann doch eine entscheidende Rolle spielt, und das erzählt sie anhand ihrer eigenen Geschichte. Und wenn Sie schauen, wer sich so bewirbt, ist Ihnen eigentlich aufgefallen, wie unterschiedlich die Talente sind, die bewerben? Manche passen gut und manche passen vielleicht auch überhaupt nicht zum Unternehmen und was ist ein „Perfect“ fit? Wer als Unternehmen die eigene Kultur, die Persönlichkeit & Skills im Unternehmen richtig analysiert, der ist schon mal weit vorn, sagt Annika.

Als Co-Founder & Managing Director von Empion hat sie ein  automatisiertes AI-basiertes Headhunting-System für den Fachkräftemarkt entwickelt. Das System „matcht“ Bewerber:innen und Unternehmen auf Basis von Skills, Unternehmenskultur und Persönlichkeitsmerkmalen. Unter dem Motto D.I.Y. zeigen Sie uns Headhunting „selbstgemacht“ also selbstgestaltet mit handfesten Learnings aus über 100.000 Bewerbungsgesprächen. Als promovierte Mathematikerin hat sie ihre Erfahrungen in einem Robotics Start-up im Silicon Valley gesammelt und stellt die Sinnhaftigkeit einer klassischen Stellenbeschreibung in Frage und prognostiziert bereits das Ende der Stelle im Unternehmen. Sie sagt, Skills, Fähigkeiten und Persönlichkeit sind entscheidend, dann klappt es auch mit einem gutbezahlten und inhaltlich interessanten Job. Ob das so eintrifft? 

Die Zeit wird es zeigen… aber nun zum letzten Thema des Tages: Ob Datenschutz, Arbeitsrecht oder Cybersecurity - der Einsatz von People Analytics berührt eine Vielzahl unterschiedlicher Rechtsgebiete. Anwender sehen sich mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert.  Deshalb ist es gut und wichtig, die relevanten rechtlichen Aspekte im Blick zu haben.  Und dazu lassen wir am Ende des Tages Maximilian Schumann, Rechtsanwalt und Mitglied der Practice Area Technologie, Medien und Telekommunikation zu Wort kommen.  Als Spezialist für IT-Recht berät er nationale und internationale Unternehmen, seine Beratungsschwerpunkte umfassen insbesondere die Gestaltung von IT-Verträgen, die Beratung bei nationalen und internationalen Datenschutzprojekten, inklusive der Umsetzung der DSGVO sowie die Beratung bei Rechtsfragen der Digitalisierung.

Wir steigen auch direkt ein mit einem Rechtsfall aus der Praxis, in dem der Einsatz und das Tragen von Handscannern bei Amazon Logistics in Niedersachsen zur Erfassung der Arbeitsschritte vor Gericht kam und nicht rechtswidrig war. Die Begründung des Gerichtes, es wurde nicht heimlich gemacht, der Hauptzweck ist die Steuerung der Logistik und es dient nicht der Verhaltens- sondern der Leistungskontrolle.  Maximilian nennt uns dann die fünf rechtlichen Level von People Analytics und die dazu gehörigen Rechtsgebiete: Level 1 – ist das HR-Reporting, Level 2 sind die deskriptiven Analysen, Level 3 dann die Trendanalysen, in Level 4 wird auf Basis von Vergangenheitsdaten die Zukunft prognostiziert, Predictive Analytics und Level 5 ist dann die automatisierte Entscheidungsfindung durch den Einsatz von KI-Lösungen. In allen Leveln werden die folgenden Rechtsgebiete DSGVO, BDSG, BetrVG und AGG berührt und in Level 5 gelten gesteigerte Anforderungen an alle Rechtsgebiete und zukünftig auch die KI-Verordnungen. Die Gesetzentwürfe werden seit April 2021 diskutiert und sind in Abstimmung bzw. Änderungs- und Kompromissvorschläge liegen vor. Bis es dann zum Inkrafttreten mit hoffentlich angemessenen Umsetzungszeiten kommt, wird es noch eine Weile dauern.  Nun sind wir am Ende des Tages angelangt, haben viel Wissen zum Thema People Anaytics, Daten, Best Practices, Studien, Insights und Tipps zu diesem Thema bekommen und alles aus verschiedenen Blickrichtungen betrachtet. Danke für Ihrer Teilnahme, für Ihren Fragen und Anmerkungen, Danke, dass Sie dabei waren. Wir hoffen, dass Sie Ihre Herausforderungen in Ihrem Alltag gut bewältigen, dass die das, was Sie gerade beschäftigt, gut analysieren, dann angehen und auch lösen können.  

Danke an Sie, an alle Teilnehmenden, an die Sprecher und Sprecherinnen, Danke an die Technik im Hintergrund, Danke an das Team der ZPDX-Tage für die Vor- und Nachbereitung, die Aufzeichnung wird im Nachgang zur Verfügung gestellt. Danke an unseren Sponsor Haufe HR Services – an alle HR-Möglichmacher und Macherinnen – You made my Day – es hat mir viel Freude gemacht, es war mir ein Verfügen mit Ihnen den Tag zu verbringen.

Ein persönliches Treffen dann gerne auf der ZP Nord am 18/19. April in Hamburg, Hamburg ist ja immer eine Reise, oder wenn Sie den Süden bevorzugen, dann gerne auch in Stuttgart 8./9. Mai, so oder so wir freuen uns auf ein Wiedersehen, in Hamburg sagt man Tschüss und einen schönen Feierabend!
 

Über die Autorin

Margitta Eichelbaum

Margitta Eichelbaum, kreativer Kopf, Vordenkerin und Generalistin. Jahrgang 70, aus dem Norden und bundesweit tätig als Wirtschaftswissenschaftlerin. Den Grundstein legte eine kaufmännische Ausbildung in Hamburg und ein Universitätsstudium in Augsburg, danach folgten drei große Unternehmensstationen bei Beiersdorf, PriceWaterhouseCoopers und IBM. Dort war sie in vielen unterschiedlichen Teams national und international tätig und konnte sich in über 30 Jahre Erfahrung in vier großen Bereichen aneignen: IT, Marketing, Kommunikation und Personal. Heute ist sie freiberuflich tätig und arbeitet wertschätzend, strukturiert und zielorientiert im Büro und @Home mit verschiedenen Teams im Rahmen von Beratungsprojekten, Vorträgen und Moderationen zusammen.