Unbewusst den inneren Schweinehund besiegen
02.07.2020 | MOOVE GmbH
Wie Nudging im Bereich Ernährung im betrieblichen Setting Anwendung findet!
Wer kennt es nicht? Seit Wochen wird es probiert und auch Kollegen erzählen davon: „Ich würde so gerne mein Essverhalten verändern, aber ich schaffe es nicht. Mir fehlt der Anstoß, den Stein ins Rollen zu bringen“. Bei dem Versuch sich gesünder zu ernähren, ist das Risiko groß, wieder in dieselben Verhaltensweisen zurückzukehren. Meist fehlen der erste Schritt und das Durchhaltevermögen, um eine langfristige Veränderung anzustreben und aufrechtzuerhalten.
Der Betrieb als Ort des Anstoßes
Im Betrieblichen Gesundheitsmanagement kommt die Frage immer wieder auf, ob der Betrieb ein Ort sein kann, an dem die Mitarbeiter einen ersten Anstoß zu einem gesünderen Essverhalten erfahren. Und wenn ja, wie kann dies umgesetzt werden, ohne dass sich jemand bevormundet fühlt?
Das Zauberwort lautet Nudging. Nudging ist ein Konzept, das auf kleinen äußerlichen und für den Nutzer bewusst nicht wahrnehmbaren Veränderungen basiert, um eine Veränderung in der individuellen Entscheidung zu erzielen. Es bedeutet übersetzt so viel wie „Anstupsmaßnahmen“. Dieses Konzept findet in verschiedenen Bereichen Anwendung und basiert auf einer Anwendung ohne Verbote. Die Wahlfreiheit soll erhalten werden – die Menschen sollen unbewusst zu (in diesem Fall) der gesünderen Alternative gelenkt werden.
Bis dahin alles einleuchtend, aber wie soll das Ganze jetzt seinen Nutzen im Bereich Ernährung innerhalb eines betrieblichen Settings finden? Eigentlich ist es bei genauer Betrachtung deutlich: In diesem speziellen Fall kann insbesondere die Betriebsverpflegung/ Betriebsgastronomie ein geeigneter Ort sein.
Kantine kann nicht nur Networking
In Deutschland gibt es über 14.000 Betriebsrestaurants, Kantinen oder Mensen, die von ca. 9,5 Mio. Menschen genutzt werden (Statista 2020). Somit ist die Gemeinschaftsverpflegung im Betrieb ein optimaler Ort, um Nudging-Maßnahmen zu implementieren. Die Maßnahmen führen dazu, dass Kantinenbesucher unbewusst zu gesünderen Speisen und Getränken greifen, ohne dass ihre Wahlfreiheit dabei eingeschränkt wird. Und dies erscheint dringend notwendig, denn Pommes Currywurst ist in Deutschland bis heute immer noch das beliebteste Kantinengericht.
Das soll nun nicht falsch verstanden werden. Das Problem besteht nicht im einmaligen Konsum solcher Gerichte, sondern in der Menge. Denn meist wird täglich auf dieses beliebte Kantinengericht zurückgegriffen. Es ist verhältnismäßig kostengünstig, schmeckt gut und ist einfach ein Allrounder.
Aus ernährungsphysiologischer Sicht gibt es jedoch zahlreiche gesündere Alternativen, welche im Großteil der Kantinen auch angeboten, nur nicht so gut angenommen werden. Natürlich gäbe es die Alternative „ungesunde“ Gerichte einfach nicht mehr anzubieten. Die Frage ist jedoch, wie die MitarbeiterInnen reagieren, wie hoch die Akzeptanz dieser Maßnahme ist und wie viele MitarbeiterInnen auf die Nutzung der Kantine einfach verzichten. Und das wäre sicherlich nicht das, was erreicht werden will. Ganz im Gegenteil: Die Kantinennutzung soll gefördert werden, damit ein gesunder Lebensstil ermöglicht werden kann, damit Mittagspausen auch als diese genutzt werden, damit die MitarbeiterInnen untereinander in Kontakt treten und sich auf der Arbeit auch mal eine Stunde nicht um die Arbeit dreht. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Gründe mehr, was eine Kantine nicht nur zur Gesunderhaltung und zum Betriebsklima beitragen kann, die begründen, warum ein Verzicht auf die Nutzung einer Betriebskantine nicht die optimale Lösung wäre.
Um einer solchen Entwicklung entgegen zu wirken, sollte unbedingt von Verboten abgesehen und eher die Attraktivität der gesunden Alternativen gesteigert werden.
Doch wie gelingt es?
Es ist nicht immer einfach, Maßnahmen zu entwickeln, die bei einem Großteil der MitarbeiterInnen erfolgreich sind. Zusätzlich ist es ein Anliegen, die Maßnahmen attraktiv, modern und optisch ansprechend zu gestalten, damit sie nicht altbacken erscheinen und keinerlei Aufmerksamkeit generieren. Wir geben Tipps, wie eine innovative und zielführende Nudging-Maßnahme im Bereich Ernährung für die Betriebskantine aussehen kann, ohne dass hohe Kosten entstehen.
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Geben Sie angebotenen, gesünderen Alternativen eine besondere Kennzeichnung (z.B. mit einer grünen Banderole) und setzen Sie diese weiter nach oben auf den Speiseplan
- Führen Sie eine ansprechende Bezeichnung der Speisen ein
- Bonifizieren Sie die Wahl eines gesunden Essens (z.B. ein kostenloser Obstsalat)
Durch diese einfachen Maßnahmen bleibt die Wahlfreiheit erhalten, aber es werden Anreize geschaffen, welche die gesunde Wahl attraktiver und unbewusst leichter machen. Zusätzlich kann die Positionierung der verschiedenen Gerichte in Bezug auf die Griff- und Augenhöhe modifiziert werden, sodass das Sahne-Dessert schlechter zu erreichen ist wie der Obstsalat.
Eine weitere gute Nachricht: Auch der normale Alltag im Betrieb bietet vielfältige Möglichkeiten, Nudges einzuführen. Ein Ansatz besteht darin, die Verfügbarkeit gesunder Alternativen zu erhöhen, um das gesundheitsförderliche Ernährungsverhalten der MitarbeiterInnen zu optimieren. An Snacks fehlt es in den meisten Büros nicht – aber wie wäre es, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Obst zur Verfügung zu stellen, welches sie anstelle des ungesunden Snacks aus der Schublade wählen.
Kreativ & innovativ – Eine Maßnahme, die wirkt
Um MitarbeiterInnen im Aufbau eines gesünderen Essverhaltens zu unterstützen, können Nudging-Maßnahmen einen wertvollen Beitrag leisten. Denn bei all den positiven Effekten, haben diese Maßnahmen einen weiteren großen Vorteil: Ihre Umsetzung erfolgt mit geringem finanziellem und zeitlichem Aufwand. Der Fokus liegt auf kreativen und innovativen Ideen, um die Nudges sinnvoll im Alltag im Unternehmen einzusetzen.
Nutzen Sie Ihre Kreativität und Innovation, probieren Sie die Maßnahmen ohne viel Aufwand aus und weiten Sie ihr Konzept zum Nudging nach und nach aus. Sie werden sehen, dass Sie bald die richtigen Ansatzpunkte finden, die bei Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wirken.
Die Nudging-Maßnahmen haben einen noch weitreichenderen Einfluss auf das Gesundheitsverhalten als im ersten Moment angenommen wird, denn Studien haben ergeben, dass Nudging es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erleichtert, gesunde Gerichte zu erkennen (Kompetenzzentrum für Ernährung 2018). Weiterhin zeigt eine Studie, dass durch eine bessere Erreichbarkeit und eine attraktivere Darstellung der vegetarischen Gerichte (die Gerichte wurden an der ersten Stellen positioniert, mit grün hinterlegt und einem positiven Smiley versehen) die Nachfrage dieser Gerichte um 10 % gesteigert werden konnte (Bundeszentrum für Ernährung 2020).
Durch die Umgestaltung der äußeren Umstände, mit Hilfe einfacher Veränderungen im Speisenangebot und in der Speisenpräsentation, werden die gesunden Verhaltensweisen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als einfach durchführbar und ansprechend wahrgenommen. Diese Maßnahmen sollen andere Instrumente - wie z.B. die Ernährungsbildung - nicht ersetzen, sondern bieten eine wertvolle Ergänzung, um die Gesundheit der MitarbeiterInnen zu fördern. Vor allem eine Betriebskantine bietet viele verschiedene Möglichkeiten zur schnellen und kostengünstigen Implementierung gesundheitsförderlicher Maßnahmen.
Werden Sie sich dieser Maßnahmen bewusst, planen Sie das Nudging und wählen Sie ansprechende und zielführende Maßnahmen, sodass all dies Ihnen zu einem bewussten Einsatz verhilft.
Sie finden nicht die richtige Idee oder wissen nicht, was in Ihrem Unternehmen am besten funktioniert? Kein Problem, kontaktieren Sie unsere Experten und lassen Sie sich beraten. Wir unterstützen Sie gerne!